Liebe Leser*innen,

es fällt mir tatsächlich ein wenig schwer dieses Editorial zu schreiben - kurze Zeit nach den katastrophalen Unwettern in unserem Land, die viele Menschenleben gekostet und noch mehr Existenzen zerstört haben. An dieser Stelle bleibt mir nur der Opfer zu gedenken und den Betroffenen alle Kraft der Welt zu wünschen, um durch diese Situation zu kommen.

Positiv stimmt dabei die enorme Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, sei es in Form von tatkräftiger Hilfe oder in finanzieller Form. Eine schlechte Figur gibt leider wieder einmal die Politik ab, und da bleibt es nur zu hoffen, dass diese den Menschen, die teilweise alles verloren haben, ebenso schnell und unproblematisch hilft, wie sie es bei einigen Großunternehmen in der Pandemie getan hat.

Stichwort Pandemie:

Wenn diese irgendetwas Positives hat, dann ist es die (leider) Konzertfreie Zeit, die viele Künstler, insbesondere aus den Bereichen der eher unbekannteren und experimentelleren Sparten, zum Schaffen neuer Werke genutzt haben. So gibt es auch diesen Monat wieder eine Vielzahl an Neuerscheinungen wie z.B. vom Schlagzeuger Berke Can Özcan mit seiner wieder einmal sehr gelungenen EP Cicadas & Kitharas, die dann auch nur der Vorbote auf den zweiten Teil seines im vorigen Jahr erschienen Albums Mountains are Mountains ist. Oder aber auch das Debüt des Projektes Hotel Kali mit Beteiligung von Golden Disco Ship- / Soft Grid-Sängerin und Instrumentalistin Theresa Stroteges. Auch wenn das ungewöhnliche, aber überwiegend sehr eingängige Album zu großen Teilen bereits 2018 entstanden ist, so wurde es nun in Zeiten des großen C zu Ende produziert und veröffentlicht.

Im Zusammenhang mit der Pandemie möchte ich aber auch noch auf ein weiteres Thema eingehen, auch wenn vermutlich nicht jeder meiner Meinung sein wird. Wir alle vermissen die Möglichkeit der Unterhaltung in Form von Kino, Club oder Konzert. Ich denke, gerade die Musikfans sind hiervon sehr betroffen. Was sich nun jedoch kürzlich die eigentlich von mir auf Grund ihrer frühen Alben und ihrer an sich positiven Ausstrahlung sehr geschätzten Nena bei ihrem ersten Konzert nach der Pandemie geleistet hat, geht für mich gar nicht. Natürlich schränken die noch geltenden Hygieneregeln und daraus abgeleiteten Konzepte den Spaß ein wenig ein – aber sich auf die Bühne zu stellen und die Fans offen dazu auffordern, diese Regeln und Konzepte zu brechen und dazu Parolen, die auch auf gewissen Demos geläufig sind, von sich zu geben, ist in meinen Augen völlig falsch. Mit dieser Aktion hat sie letztlich auch nicht nur sich selbst, sondern allen Künstlern geschadet.

Wie immer möchte ich Euch natürlich positiv in den August entsenden. Aber leider schlägt der Tod derzeit auch eine Schneise in die Reihen der Musiker-Szene. Neben mehreren Todesfällen, die in den News erwähnt werden, findet ihr im Artikel-Teil einen Nachruf auf den Ex-Uriah Heep- und Lucifer’s Friend-Sänger John Lawton.

Hoffnung auf eine normalere Zukunft bereiten gleich drei Live-Berichte von Roland, darunter eine Aufführung von Mahlers Zweiten in der Marienkirche Rötha. Ausserdem kommt Rolands Rezension zu Campinos Autobiographie, die Norbert bereits im letzten Editorial angekündigte hat.

Und natürlich haben Norbert und Ingo ihre monatlichen Kolumnen fortgesetzt.

So wünsche ich Euch allen noch einen schönen und hoffentlich entspannenden Restsommer. Hört viel Musik – das entspannt.

Viele Grüße

Wolfgang Kabsch