Liebe Leserinnen und Leser,

seit unserer letzten Ausgabe sind viele Dinge passiert, die uns alle auf die eine oder andere Weise treffen bzw. betreffen und die viele Dinge in unserem zumeist doch sehr geregeltem und behütetem Leben durcheinander gewürfelt haben.

Jedoch sollten wir bei allen Einschränkungen und Beschränkungen, die uns getroffen haben, uns vermutlich noch einige Zeit begleiten und zumindest wirtschaftlich einen langen Schatten werfen werden, nicht vergessen, dass die Einschränkungen bei uns ziemlich milde im Gegensatz zu anderen Ländern gewesen sind, und es - Stand heute, Ende April - trotzdem gelungen ist, eine größere Katastrophe zu verhindern. Mit diesem Blick steigt in mir pures Unverständnis für all diejenigen auf, die die Situation zur Formulierung von Verschwörungstheorien und ähnlichem nutzen, auf. Insbesondere einer dieser Vertreter, der auch noch in unserem Metier, der Musik, tätig ist, macht mir da besondere Bauchschmerzen. Ihr wisst schon, wen ich meine.

Viel wichtiger ist es doch zu erkennen, dass ein Großteil unserer Bevölkerung durchaus dazu in der Lage ist, auf extreme Situationen mit einem stärkeren Zusammenhalt zu reagieren.

Und die Zeit, die man zwar nicht für die schönen Dinge nutzen kann, für die man sie normalerweise genutzt hätte (Freunde und Familie treffen, Konzerte, Sportereignisse vor Ort oder im Fernsehen schauen, Kino, etc.) geht einem ja nicht verloren, sondern eröffnet die Möglichkeit, sich auch mal wieder intensiver mit anderen Dingen auseinander zusetzen. Ob das nun ein Buch ist, ein Film oder eben Musik oder vielleicht auch einfach mal nur ein paar ruhige Minuten, in denen man sich auf sich selbst besinnt. Und wenn ich das dann mal heute für mich rückblickend auf die letzten ca. 8 Wochen reflektiere, habe ich gar nicht auf soviel verzichten müssen und konnte es, wenn, wunderbar mit guter Musik füllen. Geht Euch das nicht genauso?

Unser Inhaltsverzeichnis sieht in diesem Monat – zumindest bei den Artikeln – allerdings aus wie die Fußgängerzonen in den letzten Wochen: ziemlich leer. Vor allem: Kein einziger Konzertbericht.

Standardmäßig gibt es Norberts monatliche Kolumne. Außerdem hat er die Hardprogger Flying Circus zu ihrem aktuellen Album 1968 befragt. Und dann gibt es – optimal für Corona-Zeiten – wieder einige Leseempfehlungen. Da wäre die fast 600-seitige Autobiographie des schweizerischen Hard Rockers Chris von Rohr, Ernst Hofackers schwergewichtiger Rückblick auf Die 70er und ihren Sound, sowie das Doom Metal Lexicanum.

Und dann gibt es, wie üblich, einen guten Schwung CD-Reviews. Mir persönlich hat die Musik mal wieder in und über eine schwierigere Zeit (nicht nur) ein kleinwenig geholfen. Musik ist eben doch eine mächtige Medizin. Unter anderem das starke, neue Album der Berlinerin Golden Diskó Ship, aber auch andere neue tolle Produktionen waren darunter.

Andererseits ist natürlich insbesondere das Wegbrechen der Konzerte für viele Künstler eine Katastrophe, da die meisten Künstler heutzutage einen großen Teil ihres Einkommens aus Konzerten und dem Merchandising generieren. Hier sollten wir alle unsere Künstler ein wenig unterstützen, indem wir zum Beispiel ihre Songs und Alben mal direkt bei ihnen kaufen.

In diesem Sinne: Haltet die Ohren steif und bleibt bitte gesund!

Wolfgang Kabsch