Vor einigen Tagen hat das europäische Parlament mit knapper Mehrheit eine Reform des Urheberrechts beschlossen. Die einen sprachen danach von einem „schwarzen Tag für die Netzfreiheit" (Julia Reda), andere feiern die Reform als Durchbruch für das Urheberrecht. Schon in den Diskussionen zuvor wurde klar, dass dieses Thema enorm unterschiedlich bewertet wird. Ich, als Internetnutzer, kann nachvollziehen, dass vielen diese Reform nicht gefällt. Ich, als freischaffender Musiker, kann ebenso nachvollziehen, dass andere diese Reform begrüßen, denn sie gibt mir vielleicht mehr Sicherheit, mit meiner Kreativität auch weiterhin Geld verdienen zu können. Ich schreibe „vielleicht“, weil sich erst noch herausstellen muss, ob diese Reform überhaupt irgendetwas bewirken wird. Zunächst müssen nun die Länder der Europäischen Union diese Reform in ihr Länderrecht überführen. Zwei Jahre haben sie dafür Zeit. Und dann? Dann erst wird sich zeigen, ob sich wirklich etwas ändert.

Ich fürchte, dass weder die eine, noch die andere Seite richtig liegt. Netzfreiheit wird es immer noch geben und wir Künstler werden auch weiterhin darunter leiden, dass die Entlohnung im Netz lächerlich gering ist. Eigentlich kein Wunder, dass immer weniger Künstler von ihrer Kunst leben können. Positiv ist allerdings, dass es immer einfacher wird, selbst Musik zu produzieren und zu vertreiben.

Um dabei nicht komplett den Überblick zu verlieren gibt es - neben vielen anderen Magazinen - Musikansich. Monat für Monat hören wir Musik aller Genres und versuchen unsere Eindrücke in Worte zu fassen. Mittlerweile haben wir eine kleine Schallmauer überschritten. Unser Chefredakteur Norbert von Fransecky hatte die Ehre, die 20.000ste Rezension zu schreiben. Wie die neue Platte des Berlin Boom Orchestra bei ihm angekommen ist, könnt ihr genauso in dieser Ausgabe nachlesen, wie unzählige andere Rezensionen.

Daneben gibt es ein Interview zum 20-jährigen Jubiläum des Labels Exile On Mainstream Records und verschiedene Konzertberichte (von Don Airey bis zum Gewandhausorchester). Und auch die Kolumne 25 Years after - Mein Leben mit der CD von Norbert von Fransecky darf nicht fehlen.

Ich hoffe, dass wir wieder eine interessante Ausgabe zusammenstellen konnten, und wünsche viel Vergnügen beim Stöbern, Lesen und Entdecken!

Ingo Andruschkewitsch