25 Years after - Mein Leben mit der CD; Folge 97: Thunderhead - Classic Killers live





Das Gebäude auf dem Foto (hier fotografiert von einem Ausflugsschiff auf der Spree im April 2001) existiert schon seit einigen Jahren nicht mehr. Mittlerweile ist der Nachfolgebau an der Kreuzung Bachstr. / Altonaer Straße in Berlin Tiergarten gegenüber dem Gymnasium Tiergarten weitgehend fertig gestellt. Google maps lässt zurzeit noch Geschichte erlebbar werden. In der Satellitenschau ist eine große Baugrube zu sehen; in der Streetview noch das alte Gebäude.

Hier war zu West-Berliner Zeiten das Konsistorium untergebracht, die zentrale Verwaltung der Evangelischen Kirche Berlin (West). Einige Jahre später hat die Evangelische Kirche die in Ost- und West-Berlin verteilten Abteilungen ihrer Verwaltung am Volkspark Friedrichshain zentralisiert. Der asbestverseuchte Altbau stand jahrelang verlassen leer.

Das Kürzel „GVV“ in meinem 1994er Kalender lässt mich an dieses Gebäude denken. Es weist auf ein winziges Stück Kirchengeschichte hin und steht für „Gesamtvikarsvertretung“. Wir „Wessies“ waren an Vertretungsorgane gewöhnt. In der Gemeinde gab es einen Jugendkonvent; im Kirchenkreis einen Kreisjugendkonvent; an der Uni selbstverständlich eine Fachbereichsvertretung und studentische Vertreter im Fachbereichsrat, die auch über die Besetzung von Professorenstellen mitentschieden.

In Westberlin war das in der Pfarrerausbildung sogar besonders ausgeprägt. Das PTI in Zehlendorf, wo die Vikare nach dem Studium auf den Dienst in der Gemeinde vorbereitet wurden, atmete - auch in den Personen der Dozenten – noch deutlich den Geist der 68er Jahre. In dem hier betriebenen System waren die Vikare und Vikarinnen so intensiv in die Planung und Gestaltung ihrer Ausbildung eingebunden, dass eine darüber hinaus gehende Interessensvertretung nicht nötig war.

Aber die Tage des PTI waren mit dem Zusammenschluss von Ost und West gezählt. Die ganze Struktur der Ausbildung (1 Tag der Woche in Zehlendorf – den Rest der Woche in der Gemeinde) war auf die Großstadt-Situation in Berlin bezogen. Das war in dem Flächenland Brandenburg so nicht machbar. So war relativ schnell klar, dass man zu dem außerhalb Berlins in ganz Deutschland üblichen Modell übergehen würde. 9 Monate Gemeinde und dann 6 Monate Reflexion im Predigerseminar – für Brandenburg waren das die Seminare in Wittenberg und Brandenburg (Stadt).

Dieses Predigerseminar-Modell gab es „im Osten“ ja auch bereits. Es wurde nach und nach das Modell für alle Vikare und Vikarinnen in Berlin und Brandenburg. Nur waren wir der Meinung, wir bräuchten in diesem eher von oben organisierten Modell eine ordentliche Vertretungsstruktur. Und so saß eine (wie meist in solchen Fällen) kleine, aber engagierte Gruppe zusammen, um eine Satzung für eine Vikarsvertretung zu verfassen.

Irgendwann waren wir so weit, das Ergebnis zu präsentieren – und dieses denkwürdige Ereignis fand in dem oben zu sehenden Gebäude statt. Ich erinnere mich noch gut an das bass erstaunte Gesicht des damaligen Ausbildungsdezernenten, als wir unser Anliegen vortrugen. „Wozu brauchen Sie denn eine Vikarsvertretung? Sie haben doch mich.“ Das Demokratieverständnis Ost und West musste offenbar noch etwas aneinander angepasst werden!

Als CD für diesen April im Jahre 1994 habe ich Thunderheads Live-Album Classic Killers live ausgewählt. Es war nicht konkurrenzlos. Ebenfalls hochaktuell war An einem Sonntag im April von Element of Crime, aber die waren bereits im vergangenen Februar Thema. Auch die Saxon-Single „Iron Wheels“ hätte Sinn gemacht. Zum einen trägt sie die runde Nummer 800 in meiner CD-Liste; zum anderen war sie die Dankeschön-CD, die ich von der ROCK HARD-Redaktion für den Abschluss meines (bis heute bestehenden) Abonnements bekommen habe. Wenn ich das mit den Abo-Prämien von heute vergleiche, …


Norbert von Fransecky



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