Alphaville

Eternally Yours


Info
Musikrichtung: Synth-Pop with strings

VÖ: 23.09.2022

(Edel)

Gesamtspielzeit: 111:56

Internet:

https://www.alphaville.info/
https://networking-media.de/
https://www.edel.com/


Die 1983 gegründete deutsche Pop-Band Alphaville dürfte hierzulande wohl Vielen bekannt sein, spätestens durch die großen Hits "Big In Japan" und "Forever Young". Die Musiker Marian Gold und Bernhard Lloyd waren die Iniatioren. "Forever Young" hieß auch das Debüt-Album aus 1984. Es bot klassischen Synth-Pop, den man durchaus auch soundmäßig nach Großbritannien hätte verfrachten können.

Ehrlich gesagt, rein subjektiv, ich mochte diesen Sound damals überhaupt nicht und so ist es auch noch heute. Objektiv betrachtet gelang der Band damals jedoch durchaus ein großer Wurf. Sicher lag es auch an der ausdrucksstarken Stimme von Marian Gold und der melodischen Bearbeitung der Songs, die sich über dem synthetischen Beat erhoben. Da schwangen letztlich Anteile von Kraftwerk über Camouflage und Soft Cell hin zu Tears For Fears oder ähnlichen Acts mit.

Theatralisch, emotional, in elektronische Sounds verpackt, waren zumindest die beiden genannten Songs wahre Ohrwürmer, die noch heute festkleben. Zum vierzigjährigen Band-Jubiläum tauchen sie wieder auf, diese beiden und andere bekannte Stücke aus der Karriere der Gruppe. Geblieben ist jedoch nur Marian Gold. Nun, ganz so allein ist er nicht auf diesem Doppelalbum, denn neben einigen Musikern unterstützt ihn das Deutsche Filmorchester Babelsberg.

Gemeinsam hat man eine Best-Of-Kollektion vorgelegt, in absolut orchestral-üppiger Ausstattung, komplett neu arrangiert und aufgenommen. Gold hat sich gesanglich verändert, so fällt mir gleich beim Eröffnungssong der ersten CD, "Dream Machine", eine starke Ähnlichkeit zu David Bowie auf. Kurz ein Ausflug zum Pressetext zu den neuen Arrangements: Es ist vielmehr eine Symbiose zwischen Marian Golds einzigartigen stimmlichen Fähigkeiten, dem originären Alphaville-Sound und dem majestätisch kraftvollem Facettenreichtum des großbesetzten Deutschen Filmorchester Babelsberg.

Ja, die Songs klingen anders, sie strahlen eine ganz andere Stimmung aus, und wenn ich nun beim dritten Song, "Big In Japan", angekommen bin, dann zeigt sich das ganz deutlich. Sollte man nun aufgrund der Beteiligung des Orchesters einen aufgeblasenen und überzogenen Sound erwarten, dann wird man eines besseren belehrt werden. Denn im Kern bleibt der jeweilige Song so, wie er original war und strahlt durch die neue Bearbeitung angemessen klar und viel natürlicher, denn einst waren die Synthies schließlich auch mit Wucht am Werk, nun bringt das Orchester einen natürlichen Sound ein, der letztlich nur als Auskleidung dient, bis auf einige Passagen, wo das Orchester in den Vordergrund gestellt wird. Ja - und? Genau - so gefällt mir "Big In Japan" nun auch ganz subjektiv!

Doch es ist nicht nur der bisweilen romantisch-schwelgerische Klang des Orchesters, der die Neubearbeitungen zu kleinen Leckerbissen aufbereitet hat, auch diverse Gastmusiker bereichern auf ihre Weise, durch Gitarren, Piano oder Background Vocals. Auch ein Synthesizer ist auf einigen Songs eingesetzt, aber ohne, dass er prägnant in den Vordergrund gemixt worden wäre. Und neben einer gesanglichen Assoziation zu David Bowie läßt Gold noch andere Stimmen in Erinnerung rufen, zum Beispiel Bryan Ferry oder sogar Peter Hammill.

Die zweite CD startet mit "A Victory Of Love" und stellt mit seinem Arrangement eines der für mich interessantesten Bearbeitungen der Veröffentlichung dar. Allein dieser flirrende Ansatz mit den durch den Raum fliegenden Streichern zu Beginn und der sich dramatisch steigernde Aufbau sind sehr gut umgesetzt worden. Und Gold singt aus voller Kehle sehr leidenschaftlich dazu. Hier ist zwar der Synthie noch im Vordergrund stark aktiv, doch im Ganzen passen die Einzelelemente perfekt zusammen. Das Streicherarrangement erinnert mich dabei sehr an "Days Of Pearly Spencer " von David McWilliams.

Und nun #7 mit "Forever Young", zu Beginn fast identisch mit dem Original, bis es auch einen neuen Anstrich erhält, "Big In Japan" halte ich für gelungener in diesem Kontext. Es schließen sich einige Spezial-Versionen an, die Bassroque Version von "Big In Japan", hiervon noch ein Single Edit, zwei weitere Songs in dieser Form und eine Chamber Version von "Sounds Like A Melody" und noch einmal "Forever Young" als 'Petite'-Version. Ob das jetzt notwendig war? Aus meiner Sicht stört das den Fluss der siebzehn Songs in Normal-Bearbeitungen. Dennoch sind vor Allem die beiden Letztgenannten durchaus zu den Highlights zu zählen in dieser Ausstattung. Vielleicht hätten alle Songs in dieser Form sogar noch ein wenig interessanter geklungen, oder?



Wolfgang Giese



Trackliste
CD 1:

1 Dream Machine
2 Summer in Berlin
3 Big in Japan
4 Dance with Me
5 Summer Rain
6 Apollo
7 Elegy
8 Lassie Come Home
9 MoonGirl
10 Welcome to the Sun

CD 2:

1 A Victory of Love
2 Sounds like a Melody
3 Around the Universe
4 Eternally Yours
5 Diamonds Are Forever
6 Flame
7 Forever Young
8 Big in Japan (BassRoque Version)
9 Sounds like a Melody (Chamber Version)
10 Forever Young (Petite Version)
11 Big in Japan (Single Edit)
12 Sounds like a Melody (Single Edit)
13 Forever Young (Single Edit)
Besetzung

Marian Gold (vocals)
Deutsches Filmorchester Babelsberg
Andreas Schwarz-Rusczinski (12-string-guitar, electric guitar)
Christian Lohr (piano, Grand Piano, drums, Spieluhr, celesta, Glockenspiel, synthesizers)
Corie Townsend, Rachel Hiew, Gabi Becker (background vocals)
Dmitri Logman (guitar)
Elisa Kostka, Katherina Schmidt, Mariella Castelo, Alex Lee (mixed choir)
Jakob Kiersch (drums)
Max Knoth (acoustic guitar)
Minhye Ko (percussion)
Stefan Hempel (violin solo)
Vedat Okulmus (bassoon)



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