Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

kann man das aktuelle Editorial eigentlich beginnen, ohne auf die kürzlich stattgefundene Bundestagswahl einzugehen? Ich denke schon, denn schließlich sind wir ja ein (Online-)Musikmagazin. Und wird nicht oft genug gekräht, Musik hat doch bitte absolut unpolitisch zu sein? Gerade im Metal-Bereich, in dem ich mich zum großen Teil bewege, ist dieser Ruf ständig zu hören. Und mit Verlaub: ich halte das für einen absoluten Mumpitz!

Ganz klar, in einer - wie es scheint - chaotischen, sich immer mehr selbst zersetzenden Gesellschaft ist etwas Harmloses, Heimeliges und auch Weltflucht in Texten eine schöne Sache, um mal den Alltag hinter sich zu lassen. Aber in Zeiten, in denen man sich schon politisch platziert, wenn man noch guten Gewissens zu einem Schnitzel beim Discounter greift, ist das wohl auch ein bisschen zu wenig.

Sozialkritik und politische Stellungnahmen waren schon seit jeher wichtige Pfeiler in Songtexten, was über Folkbarden*innen wie Bob Dylan oder Joan Baez und ein paar Jahre später in der Hippiebewegung ihren Höhepunkt fand. Später war es Punk, im härteren Bereich auch der Thrash Metal, der immer wieder Stellung bezog.

Und ich finde es auch heute noch richtig und wichtig Denkanstöße in diese Richtung zu geben. Natürlich ist es am Ende bei guter Musik immer noch ein Plus, kein Muss. Nach wie vor kann man nicht leugnen, dass Musiker eine gewisse Vorbildfunktion haben. Bei der heutigen Jugend sicher bei weitem nicht mehr so sehr wie vor 30 Jahren. Das haben YouTuber wie Rezo übernommen. Aber immerhin.

Immerhin sind auch wieder fünf Artikel eingetrudelt. Die beiden Kolumnen sind ja mittlerweile Standard. Ingo hat sich dieses Mal an den Franzosen Georges Moustaki herangewagt. Norbert erinnert an den Kauf des Genre-setzenden Album Theli von Therion.

Wolfgang Giese ist mittlerweile zum verlässlichsten Interview-Lieferanten geworden. Dieses Mal hat er das aus Japan stammende Trio Tashaki Miyaki mit seinen Fragen gelöchert.

Roland ist endlich wieder in den Konzertsälen unterwegs. Letzten Monat hat er sich Schandmaul und Chaosbay angehört. Norbert ist noch nicht wieder so weit. Dafür gibt es von ihm eine Rezension des fast handlungsfreien Romanes Die beste Plattensammlung der Welt von Gonne Stecher.

In diesem Sinne Rock'n'Roll!

Euer Mario Karl