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Poem - Leonard Cohen in deutscher Sprache


Info
Musikrichtung: Liedermacher

VÖ: 19.09.2014

(Columbia / Sony Music)

Gesamtspielzeit: 69:10

Internet:

http://www.sme-static.com/lp/leonardcohen_poem


80 Jahre alt ist der kanadische Sänger und Lyriker Leonard Cohen geworden - und immer noch umtriebig. Er selbst machte sich mit Popular Problems unlängst selbst ein Geschenk zu seinem Ehrentag. Aber auch andere Künstler ehren ihn. Mit Poem erscheint nun eine besondere Art von Tribut. Der Untertitel Leonard Cohen in deutscher Sprache verrät bereits wo es langgeht. Misha Schoeneberg trug diese Idee, klassische Cohen-Songs ins Deutsche zu übersetzen, schon viele Jahre mit sich herum. Eigentlich sollte sein alter Weggefährte Rio Reiser die Titel singen. Doch erst jetzt nahm das Ganze konkrete Formen an. Und so bezeugen nun zahlreiche junge und nicht mehr so junge Sängerinnen und Sänger ihre Liebe zu Leonard Cohen.

Dabei sind Newcomer wie Mrs. Greenbird, Cäthe oder Tim Bendzko genauso wie die alte Garde um Fehlfarben, Peter Maffey oder Nina Hagen. Naturgemäß sind dabei nicht alle Stücke gleichermaßen gelungen. Manche sogar regelrecht gewöhnungsbedürftig. Doch Poem gefällt dann doch mit zahlreichen, neuen Interpretationen und respektvollen Sympathiebekundungen.

Klar, es sind auch jede Menge Künstler dabei, die sich ziemlich dicht an die Vorlagen halten und den Liedern nicht viel Neues abgewinnen. Hier ist das Scheitern an den emotionalen Originalen vielmehr der Interpretation geschuldet. Sillys Anna Loos klingt zum Beispiel in „Einer von uns muss sich irren“ („One of us cannot be wrong“) viel zu glatt und poppig. Ebenso abstoßend wirkt die bedeutungsschwangere Herangehensweise von Tim Bendzko. Auch der junge Max Prosa verwirrt mit seinem gewollt rauen und betrunken klingenden Gesang etwas. Positiv überraschen dafür Madsen mit ihrem angenehm lakonischen Vortrag oder auch Nina Hagen, die hier nicht wie eine absolute Schreckschraube, sondern mit einem nur leicht durchschimmernden Wahnsinn auftritt. Ein würdiger Auftritt von Altmeister Reinhard Mey war natürlich zu erwarten.

Aber am interessantesten sind eh mal wieder die kompletten Neuinterpretationen, von denen es leider nicht allzu viele gibt. Cäthe beweist mit dem schwungvoll aufgepepptem „Lover Lover Lover“, dass leichtgängige Musik und Tiefgründigkeit ab und zu doch zusammen passen, während Alin Coens „Joan of Arc“ durch seine Schlichtheit gefällt. Etwas aus dem Rahmen fällt dagegen Peter Maffay, der aus „First we take Manhatten“ eine einfache, aber drückende Stadionrock-Nummer machte, was auf seine Weise interessant ist. Zumindest gegen das Cover des überstrapazierten „Hallelujah“ wirkt das wie wahres Gold. Hier teilen sich sämtliche auf der CD auftretenden Sängerinnen und Sänger den Gesang, was das Ganze zu einer Art deutschen „We are the world“ macht.

Zusammenfassend ist Poem aber doch eine unterhaltsame Sache geworden, die überwiegend kitschfrei daher kommt. Das größte Lob gebührt dabei definitiv Misha Schoeneberg für die guten Übersetzungen der Originaltexte, was sicherlich keine leichte Aufgabe gewesen sein dürfte.



Mario Karl



Trackliste
1Hey, das ist nicht der Tag zu geh'n (Madsen)3:10
2 Leb wohl, Marianne (Mrs. Greenbird)5:17
3 Einer von uns muss sich irren (Anna Loos)4:20
4 Der Partisan (Max Prosa)2:50
5 Geschichte Isaaks (Tim Bendzko)5:00
6 Joan of Arc (Alin Coen & Joa Kuehn)5:31
7 Sternblauer Trenchcoat (Reinhard Mey)5:42
8 Lover Lover Lover (Cäthe)3:33
9 Die Frau des Wanderers (Johannes Oerding)4:37
10 Küss mich bis die Welt vergeht (Jan Plewka)4:38
11 Hallelujah (The Beautiful Losers)5:12
12 Zuerst also Manhattan (Peter Maffay)3:27
13 Hymne (Manfred Maurenbrecher)5:09
14 Gerechtigkeit (Fehlfarben)5:54
15 Alexandra geht (Stefan Waggershausen)5:54
16 Am dunklen Fluss (Nina Hagen)5:19
17 Der Sog (Suzanna & Karsten Troyke)3:18

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