Gershwin, G. (Alsop)

Porgy and Bess - Highlights


Info
Musikrichtung: Oper

VÖ: 09.07.2021

(Pentatone / Naxos)

Gesamtspielzeit: 67:01

Internet:

The Philadelphia Orchestra



PRALLES LEBEN

Ja, man kann und muss darüber sprechen, inwieweit Porgy and Bess als Folk-Oper aus der Feder eines weißen Komponisten und eines weißen Librettisten, in der das Leben schwarzer Protagonisten im Vordergrund steht, jedoch mit Rücksicht auf das Publikum alle Spuren einer rassistischen Gesellschaft ausgespart bleiben, eigentlich eine kritisch zu beleuchtende Form kultureller Aneignung ist. Aber auch dann kommt man nicht umhin, festzustellen, dass dieses Bühnenwerk aus dem Jahre 1935 vielleicht doch die amerikanischste aller Opern ist, jedenfalls aber diejenige, die am stärksten musikgesättigt ist.

Das tritt noch mehr hervor, wenn - wie hier - nicht das ganze Stück gespielt wird, sondern die Höhepunkte direkt aneinander gereiht werden. Den "Großen Querschnitt" nannte man das im Vinyl-Zeitalter, heute eben: Highlights. Das hat in dieser Ballung von Einfällen, Rhythmen und Einflüssen zahlreicher Stilrichtungen dann schon fast etwas Bedrängendes, jedenfalls aber eine starke Aufladung und energetische Wirkung, da dem Hörer keine Ruhepole verbleiben und die Geschichte zugunsten des Musikerlebens in den Hintergrund tritt.

Die Dirigentin Marin Alsop lässt sich dadurch nicht beirren und setzt die Musik in diesem Live-Mitschnitt, der kurz vor der langen Corona-Pause in Philadelphia entstanden ist, gehörig unter Spannung - wunderbar kraftvoll treten die Instrumentalfarben hervor, mitreißend tänzerisch die Folk-Elemente. Vor allem widersteht sie der Versuchung, dies alles zugunsten eines klassischen Klangs zu glätten, sondern belässt der Musik ihre rauhe Seite, die für die street credibility sorgt. Die Sängerinnen und Sänger bieten ihre oft herausfordernden expansiven Partien durchweg auf hohem Niveau, teils mit einem schon eher musicalartigen, damit aber durchaus passendem Ansatz.

Das Philadelphia Orchestra und der Morgan State University Choir gehen hörbar lustvoll das hohe Tempo mit, drehen im Verlauf der drei Akte immer mehr auf, sind allerdings tontechnisch nicht durchweg ideal eingefangen, sondern eher in den Hintergrund gerückt, was den Live-Bedingungen geschuldet sein mag. Ungeachtet dessen ein überzeugendes Sommer-Vergnügen - Summertime and the livin´ is easy...



Sven Kerkhoff



Besetzung

Bess: Angel Blue, Sopran
Porgy: Lester Lynch, Bariton
Sportin´Life: Chauncey Packer, Tenor
Crwon, Jake: Kevin Short: Bassbariton

Morgan State University Choir
The Philadelphia Orchestra

Marin Alsop, Ltg.


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