Musik an sich


Artikel
25 Years after - Mein Leben mit der CD; Folge 41: AC/DC - Dirty Deeds done dirt cheap





Mit 6 Mal Platin ist das 76er Album Dirty Deeds done dirt cheap in den USA die erfolgreichste AC/DC Scheibe vor Highway to Hell, die dieses Edelmetall noch einmal mehr erhalten hat. In Deutschland hat das Album ebenfalls Platin geholt und ist damit sogar häufiger verkauft worden als Highway to Hell, das es – laut Wikipedia - nur auf Gold gebracht hat. Erst Back in Black hat Dirty Deeds done dirt cheap mit Doppelplatin (in den USA 22(!) Mal Platin) auf die Plätze verwiesen.

Ich selber würde zu denen gehören, die die Erfolgskurve des Albums nachträglich nach oben gebogen haben – genauer gesagt vor exakt 25 Jahren im August 1989, also knapp 13 Jahre nach der Erstveröffentlichung. Ich „würde“ dazu gehören, weil mein Kauf in dem von mir damals häufig frequentierten Second Hand Laden Frisby in einer Seitenstraße der Steglitzer Schlossstraße natürlich nicht mitgezählt wurde.

Frisby existiert schon lange nicht mehr. Dieses Schicksal teilt er mit dem Ort, an dem ich den Klängen von Dirty Deeds done dirt cheap zum ersten Mal begegnet bin. In der hannoverschen Sedanstraße existierte Ende der 70er / Anfang der 80er ein kleiner unabhängiger Plattenladen namens Can – möglicherweise nach der gleichnamigen Krautrockband benannt. Es würde zum Charakter des Ladens passen. Wenn ich mich richtig erinnere, befand sich der Laden in dem Ladenlokal, in dem sich heute ein Geschäft für Kinderklamotten mit dem Namen MiniUndMa befindet.

Damals war der Laden ein in Schwarz gehaltener Schlauch, der vor allem aus einem Gang und Fächern bestand, in denen sich die LPs befanden. Aber der Clou, der Can zum Juwel der hannoverschen Plattenläden machte, war der kleine Nebenraum. Die Möglichkeit in Schallplatten hinein zu hören – damals natürlich ausschließlich Vinyl (Ich weiß gar nicht, ob Can so lange bestanden hat, um überhaupt auf CDs umzusteigen) – gab es in vielen Plattenläden. Meist sah das so aus, dass sich an der Kasse eine Theke mit zwei oder drei Plattenspielern und Kopfhörern befand. Man suchte sich seine zwei oder drei Scheiben aus (Bei mehr Exemplaren runzelte sich die Stirn des Mannes hinter der Kasse bedenklich – Frauen gab es damals in dieser Position praktisch nicht.), reichte sie dem potenziellen Runzler, damit er sie auf den Plattenteller legen konnte. Hatte man von Stück 1 genug gehört, wand man sich an den hoffentlich gerade nicht kassierenden Halbgott mit der Bitte den Plattenarm doch bitte ein Stück weiter zu setzen. Der tat das (noch) gnädig. Wenn man diese Bitte aber zum vierten oder fünften Mal aussprach, eventuell wünschte Stück 2 doch bitte noch einmal anzuspielen, fingen die Hautwellen auf der Stirn langsam im Sturmfluttakt zu schwingen. Ein unwürdiges Spiel.

Ganz anders bei Can. Der Halbgott saß hier an seiner Kasse direkt an der Ladentür und die Plattenspieler mit Kopfhörern standen in besagtem Nebenraum. Drei Stück, wenn ich mich richtig erinnere. Dorthin bewegte man sich mit einem mehr oder weniger großen Plattenstapel hin und dann konnte man nach Herzenslust hören. Stück 1 und 5, 3 und 2, die zweite Seite auflegen, das nächste Album und dann noch eins und dann das erste zur Sicherheit noch mal. Das war Mekka, Jerusalem und Rom an einem Ort – heiliger Boden sozusagen. Ich danke dem Besitzer heute von vollem Herzen. Damals habe ich es ihm durch Käufe selten gedankt. Denn seine Preisgestaltung konnte in der Regel mit Boots, Govi, dem Pop Center und Musicland in der Nordmann-Passage nicht mithalten. Und der Preis war für das Portemonnaie des Schülers das wichtigste Argument.
Queens of Noise, 1977 das zweite Album der Runaways

Hier jedenfalls habe ich zum ersten Mal die wuchtigen Klänge von „Love at first Feel“, „Problem Child“ und dem überragenden Titelsong gehört; angefxit übrigens – Man mag es kaum glauben! – von einer Notiz in der Bravo, die offenbar nicht nur über Mist berichtet hat. Denn auch die zweite LP, die ich damals dabei hatte, eine der ersten beiden Scheiben der Runaways, hatte mir das Teenie-Blatt ans Herz gelegt. Dirty Deeds done dirt cheap habe ich mir damals nicht gekauft, auch das Album der Runaways nicht. Das fehlt – im Gegensatz zu dem AC/DC Frühwerk – sogar bis heute in meiner Sammlung.

Ob und welche Scheiben ich damals noch zusätzlich mit in den Nebenraum geholt hatte, weiß ich nicht mehr; auch nicht, ob an diesem Tag nicht doch ein paar D-Mark aus meiner Tasche in der Kasse von Can gelandet sind. Meine Entscheidung an diesem Tag hat auf jeden Fall dazu geführt, dass ich heute keine Vinyl-Erstpressungen dieser beiden heute als Klassiker geltenden Alben in meiner Sammlung stehen habe.

Schade eigentlich!


Norbert von Fransecky



 << 
Zurück zur Artikelübersicht
 >>