Musik an sich


Editorial

Sommerzeit – Festivalzeit. Endlich kann man wieder bei strahlendem Sonnenschein die Konzerte seiner Lieblingsbands (oder solche, die es vielleicht noch werden) mit Massen von Gleichgesinnten im Freien genießen. Da lässt es sich fast nicht vermeiden, mit zahlreichen Musikbesessenen in Kontakt zu kommen und alte Freunde wieder zu treffen, um mit ihnen über unser Aller liebstes Hobby zu diskutieren. Auf dem gerade vergangen Bang-Your-Head!!!-Festival in Balingen (ausführlicher Bericht in einer der nächsten Ausgaben) stellte sich dabei des Öfteren folgende Frage: Was ist eigentlich mit der Musik heutzutage los? Gibt es überhaupt noch Aufregendes oder versinken wir regelrecht im (zugegeben oft gehobenen) qualitativen Mittelmaß? Wirkliche befriedigende Antworten auf diese Frage wurden leider auch auf einem kleinen Redaktionstreffen vor Ort (schöne Grüße von hier aus ins unterfränkische Höchberg!) nicht gefunden. Eher verfestigte sich die Meinung, dass echte Meilensteine vom Schlage eines Achtung Baby (U2), Number of the beast (Iron Maiden) oder Rust never sleeps (Neil Young) nur noch äußerst rar gesät sind.

Woran liegt das wohl? Sind wir heute einfach nur so übersättigt von den zahlreichen Neuveröffentlichungen, die man uns unterjubeln will, dass wir die wahren Perlen zwischen den Massen an Ausschuss gar nicht mehr entdecken? Oder wollen wir das auch gar nicht mehr, da irgendwo in uns doch ein alter Nostalgiker wohnt, der immer nur auf Altbewährtes setzt? Tatsache ist jedenfalls, dass der Musikmarkt noch nie mit so vielen musikalischen Ergüssen der unterschiedlichsten Stilistiken gefüllt wurde wie heute. Dabei die Übersicht zu verlieren ist wirklich keine Kunst. Andererseits trifft die Aussage "jedes Riff und jede Melodie wurde schon mindestens einmal gespielt" nach über 50 Jahren Rock'n'Roll-Geschichte wohl immer mehr zu. Besonders im Pop- und Rockbereich mit all seinen Unterarten ist es gar nicht mehr so einfach etwas Neues, Aufregendes zu bieten. Nicht umsonst suchen viele ihr Heil im Vermischen der verschiedensten Stile, was zumindest kurzzeitig aufhorchen lässt. Ein weiterer Punkt, welcher immer mehr zum Ärgernis wird, ist der ständige produktionstechnische Gleichklang der heutigen Zeit. Überdigitalisierung wohin das Ohr auch hört, Perfektion bis ins Äußerste und das tot Komprimieren jeglicher Dynamik sorgen für systematische Ermüdungserscheinungen. Selbst Alben alter Recken wie Whitesnake oder Testament, so gut sie anfangs auch klingen mögen, versinken so leider nach kurzer Zeit im musikalischen Einheitsbrei.

Dies sind nur ein paar Punkte. Vielleicht werden wir auch einfach nur alt und gelangweilt. Für ein paar weitere sachdienliche Hinweise sind wir jederzeit dankbar, sehr geehrte Leserinnen und Leser. Aber nichts desto trotz hat sich unsere Redaktion wieder auf die Suche nach neuen und (vielleicht sogar) spannenden Sounds gemacht. Unsere Ergebnisse dazu findet ihr wie immer im Reviewbereich. Etwas tiefere Einblicke gewähren zusätzlich Interviews mit And Also The Trees, Code Red, Clusterhead, Midnite Club und dem ehemaligen Böhse Onkelz-Sechssaiter Matthias Röhr, sowie noch ein paar weitere lesenswerte Artikel, die nur darauf warten interessiert studiert zu werden.

Wir wünschen euch wie immer viel Spaß beim Durchstöbern unserer Seiten!

Mario Karl