Brahms, J. (Halevi, C. – Schultsz, J. – Thirion, C.)

Sonaten für Klarinette und Klavier – Klarinettentrio


Info
Musikrichtung: Romantik / Kammermusik

VÖ: 03.02.2023

(Panclassics / Note 1 / CD / DDD / 2022 / PC 10440)

Gesamtspielzeit: 68:35



VERSCHLANKTER BRAHMS

Die zwei Sonaten für Klarinette und Klavier op. 120 bzw. das Klarinettentrio op. 144 gehören zu den schönsten Schöpfungen des späten Brahms. Die Klarinette darf sich erfüllt aussingen, es fehlt jener Druck zum Meisterwerk, der Brahms Werke manchmal zu einer etwas anstrengenden Übung macht. (Alt)Meisterlich im besten Sinne sind die Kompositionen trotzdem.

Das Interessante an der vorliegenden Einspielung ist die Verwendung eines historischen Instrumentariums: So sind die beiden Klarinetten Nachbauten nach Modellen von Georg Ottensteiner (1815 bis 1879) – ein Ottensteiner-Instrument spielte auch der Klarinettist Richard Mühlfeld, dessen warmer, intimer Ton Brahms zu den Stücken inspirierte. Das Klavier ist ein originales Fortepiano aus der Wiener Werkstatt J. B. Streicher & Sohn aus dem Jahr 1871. Der gedämpfte, manchmal etwas belegte Klavierklang hat sein Gegenstück in den vielfältigen farblichen Brechungen des dynamisch flexiblen Klarinettentons: Voraussetzungen für eine schlanke Brahms-Interpretation.

Dabei machen es sich die Interpreten (und mit ihnen den Zuhörenden) durchaus nicht leicht, in die Musik hineinzufinden. Insbesondere der Beginn der 1. Sonate wird im Klavierpart gegen den Strich gebürstet, die Klarinette und der Flügel bleiben auf Distanz. Die Musik wirkt dadurch zerklüftet, ja ruppig und mehr rhetorisch als sanglich.
Diese akzentuierte Kleinteiligkeit charakterisiert den interpretatorischen Ansatz insgesamt, auch wenn die Ausführenden, Chen Halevi (Klarinette) und Jan Schultsz (Klavier), im weiteren Verlauf der Aufnahme auch zu einem lyrischeren, kantablen Spiel finden, das die herrlichen Melodiebögen mehr ausreizt.

Wenn dann im Klarinettentrio noch Claire Thirion am Cello dazukommt, gewinnt die Musik etwas mehr Körper, weil der warme, dunkle Ton des Streichinstruments den trockeneren Ton der beiden anderen gleichsam umfängt und mildert.
Trotzdem: Wer einen volleren, gesättigten Ton bevorzugt, dürfte an dieser Aufnahme trotz der aufschlussreichen historisch informierten Hörperspektive weniger Gefallen finden.



Georg Henkel



Besetzung

Chen Halevi (Klarinette), Jan Schultsz (Klavier), Claire Thirion (Cello)


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>