Liebe Leser,

KI ist gerade mal wieder in aller Munde (auch wenn das richtige Stichwort streng genommen ML für Machine Learning ist), nicht zuletzt im Zusammenhang mit Musik. ChatGPT schreibt auf ein paar vage Anweisungen hin ganze Songtexte, Akkordfolgen, sogar Melodien in Tabulaturnotation und das in so gut wie allen Genres und einer Vielzahl von Sprachen. Klar, was dabei rauskommt, ist nicht unbedingt kunstvoll oder im engeren Sinne kreativ, aber sein wir mal ehrlich - der Großteil der Musik in den Charts ist das nun auch nicht. Ein Nr.-1-Hit vollständig geschrieben und vertont von einer Software ist auf einmal absolut denkbar und in greifbarer Nähe.

Sollte uns das Sorgen machen? Ist das der Moment, in dem der Faktor Mensch in der Musik endgültig überflüssig wird?

Ich denke nicht. Vom Denken, echter Kreativität oder gar vom Fühlen oder eigener Motivation sind Maschinen noch weit entfernt. Das Ergebnis mag vereinzelt einen anderen Eindruck erwecken, aber bei näherer Betrachtung fliegt der Zaubertrick letztlich immer auf. Genau genommen ist echte Intelligenz nicht einmal das Ziel der aktuellen Machine-Learning-Tools, sondern deren Imitation in einem bestimmten Ausgabeformat - das ist ein entscheidender Unterschied. Und wir haben ohnehin ein großes Segment durchkalkulierter Gebrauchsmusik von geringer Originalität ohne tiefere Gedanken oder echte Emotionen, was auch so sein darf. In diesem Bereich werden Machine-Learning-Tools künftig wahrscheinlich eine wachsende Rolle spielen.

Musik, die echte Gefühle, Gedanken und Stimmungen ausdrückt, wird es aber auch immer geben, geschrieben und interpretiert von Menschen, weil ein Bedarf, eine Sehnsucht danach da ist. Und bis Maschinen denken können, wird es noch eine Weile dauern.

Doch zu den Inhalten dieser Ausgabe: Ingo beschäftigt sich in seiner Kolumne über Lieblingslieder diesmal mit Emeli Sandé. Norbert startet mit seiner Kolumne "Mein Leben mit der CD" ins 13. Jahr und erinnert sich diesmal an Lacuna Coil. Roland sei Dank mangelt es uns auch nicht an Konzertberichten: Er war für Euch bei Dätcha Mandala im Jenaer Kulturbahnhof, besuchte den Black-Metal-Abend im Leipziger Bandhaus (u.a. mit Eïs), hörte sich Mendelssohns "Paulus" interpretiert vom Gewandhausorchester an und dann ging es noch zum Philharmonischen Orchester Altenburg-Gera, zur Robert-Schumann-Philharmonie und zum Avantgardekonzert von PoiL Ueda (wieder im Jenaer Kulturbahnhof). Viel Spaß mit diesen Inhalten und vielen anderen mehr wünscht Euch wie immer

Euer Linus