Sigurd Hole

Roraima


Info
Musikrichtung: World Music/Chamber Jazz-Fusion

VÖ: 18.02.2022

(Elvesang, Galileo Music)

Gesamtspielzeit: 78:05

Internet:

https://www.sigurdhole.no/
https://www.galileomusic.de/
https://www.martinaweinmar.de/


Bei Roraima handelt es sich um eine Komposition des norwegischen Bassisten Sigurd Hole. Das Werk wurde von Oslo World für das Festival 2020 in Auftrag gegeben. Hierzu ein Ausschnitt aus dem Pressetext:

"Roraima" reflektiert Themen wie Solidarität und ökologische Verwundbarkeit und lässt sich vom Schöpfungsmythos des Yanomami-Volkes inspirieren, wie er im Buch "The Falling Sky" des Yanomami-Schamanen und Sprechers Davi Kopenawa zum Ausdruck kommt. Das Ensemble setzt sich aus einigen der besten Musiker Norwegens zusammen, die Musik enthält zusätzlich Feldaufnahmen der Biophonie des Amazonas durch den US-amerikanischen Soundscape-Ökologen Bernie Krause.

Roraima ist der nördlichste Bundesstaat Brasiliens, Heimat der Yanomani und anderer indigener Völker, sowie durchzogen von einer großartigen Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Entsprechende Geräusche stellen die erwähnten Feldaufnahmen dar. Dieses Album stellt die Live-Aufnahme der Uraufführung vor, eingespielt zwischen den Schließungen der Jakobskirche in Oslo am 29. Oktober 2020.

Es ist etwas Ungewöhnliches, auf das wir uns einlassen müssen, ungewöhnlich in der Instrumentierung, mit Instrumenten aus der Folklore, des Jazz und der klassischen Musik. Und entsprechend ist auch die Gestaltung der sowohl zarten als auch wuchtigen Arrangements durchgeführt worden, Elemente aller drei Stilrichtungen sind vereint zu einem außergewöhnlichen Kunstwerk. Und wenn man nun anhand der Musiker und des Komponisten vermutet, dieses Werk klinge rein nordisch, dann wird man im Laufe der Spielzeit eines Besseren belehrt. Schließlich geht es hier um Brasilien. Gleichwohl können wir auch nicht brasilianisches Feuer in der Musik erwarten, denn es sind Elemente, die sich weitestgehend mit der Natur und die damit verbundene musikalische Umsetzung beschäftigen. Daher klingt die Musik zunächst multikulturell, und bezieht für mich alle Regionen dieses Erdballs ein.

Zu den meisten Songs des Albums gibt es Erläuterungen im Booklet, übertitelt mit "The words of a Yanomami shaman". Im Verbund mit dem Lesen dieser Worte und der Musik ergibt sich eine betörende Zuwendung zur Natur, zu ihren Lauten, es ist unglaublich intensiv, wenn man, hier zum Beispiel bei "The Jaguar Being Iramari", den Feldaufnahmen aus dem Dschungel lauscht und mitten darin steckt, fast schon hypnotisierend und tranceartig. Die Jazzelemente, auch durch die Gestaltung mit dem Schlagzeug, läßt fließende Stimmungen aufkommen, ein Dahinschweben in Klanglandschaften. Und der aus Jazzkreisen bekannte Saxofonist Trygve Seim fügt durch seine individuelle Spielweise entscheidende Impulse hinzu.

Alles in Allem eine Suite, die fesselt, die eigentlich ganz enspannt fließt, aber auch durch ihre Ecken und Kanten Raum bietet für Passagen der Spontaneität, mitunter habe ich den Eindruck, das Alles wirke wie eine Art Gebet. Und so schreibt Sigurd Hole: Es gilt, einen anderen Weg zu finden. Die uralte Weisheit der indigenen Völker gibt uns Hinweise auf einen völlig anderen Ansatz im Umgang mit der Natur. Wir sollten auf das hören, was sie uns zu sagen haben. Dem schließe ich mich uneingeschränkt an und hoffe inständig, es möge dazu noch nicht zu spät sein!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 The Yarori ancestors
2 The Hutukara forest
3 The Poriporiri moon being
4 The Mothokari sun being
5 The paths of light I
6 The evil Në Wari and Xawara beings
7 The presentation dance
8 The paths of light II
9 The xapiri
10 The jaguar being Iramari
11 The amoa hi song tree
12 The paths of light III
13 The flowers of dream
14 The words of merchandise
15 The shaman´s death
16 The great mourning of Roraima
17 The falling sky
Besetzung

Trygve Seim (saxophones)
Håkon Aase (violin)
Frode Haltli (accordion)
Helga Myhr (hardanger fiddle and vocals)
Tanja Orning (cello)
Per Oddvar Johansen (vibraphone, percussion)
Sigurd Hole (double bass)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>