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Dowland, J. u. a. (Scholl)

Crystal Tears. John Dowland und seine Zeitgenossen

Info Musikrichtung: Barock Ensemble VÖ: 09.05.2008 (harmonia mundi / harmonia mundi) Gesamtspielzeit: 79:32

Man hört Andreas Scholl die Vertrautheit mit diesem exquisiten und doch eingängigen Repertoire an: John Dowland und seine Zeitgenossen standen bereits in den 90er Jahren bei zwei Recitals mit Lautenliedern auf dem Programm (hm & Decca). Scholls sensibler, zu betörenden piano-Schattierungen fähiger Altus eignet sich hervorragend, um die nachdenkliche Melancholie und sinnliche Grübelei dieser Musik zum Klingen zu bringen. Das ist stellenweise wirklich zum Dahinschmelzen, streift andererseits fast schon die Grenzen zur Überfeinerung.
Bisher bevorzugte der Sänger bei seinen meisten Platten eher eine solch intime Musik, die mit ihrer delikaten Instrumentalbegleitung seiner Stimme Zeit und Raum lässt, um sich zu entfalten. Die direkte Aufnahmetechnik legt dabei jede Eigenart seines „Instruments“ offen. Man bemerkt eine gewisse Heiserkeit vor allem in der Höhe und gelegentlich kehlige Verfärbungen in den Vokalen (besonders beim ersten, titelgebenden Stück Go crystal tears), die sich auf Scholls älteren Platten bei hm noch nicht finden. Männliche Altstimmen reifen eben auch, reagieren darauf aber wesentlich empfindlicher als die ihrer weiblichen Kolleginnen.
Dass die vorzüglichen Begleiter/innen ebenfalls Gelegenheit bekommen, sich auf Augenhöhe mit dem Sänger als Ensemble (das Concerto di Viole) oder solistisch (in diesem Fall der Lautenist Julian Behr) darzustellen, demonstriert vorbildliches musikalisches Teamwork. Pure Selbstdarstellung war nie Scholls Sache. Dem Hörer schenken die instrumentalen Zwischenspiel zusätzliche Inseln der Ruhe und Kontemplation.

Georg Henkel