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Bach, J. S. (Schwarz)

Geistliche Solokantaten

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 15.08.2007 Capriccio / Delta Music (CD, DDD (AD: 2004) / Best.nr. 67 190) Gesamtspielzeit: 50:08 Internet: Capriccio La Stagione Frankfurt

Man kann Bachs Kantaten für Bass (siehe zu diesen ausführlich "Ich freue mich auf meinen Tod" - BACHS geistliche Solo-Kantaten für Bass) hier entspannt geniessen: Gotthold Schwarz brilliert mit einem edlen, erdfarbenen Bariton. Ihm gelingt eine runde, perfekte und warme Tongebung durch alle Lagen der Partie. Dazu breitet das Orchester La Stagione einen geschmeidigen, dichten Klangteppich aus, der durch einen leichten Kirchraumhall der Aufnahme noch gefördert wird.

Jedoch: Ist es wirklich der Sinn von Bachs Kantatenwerk, dass man es sich mit dieser Musik auf dem Sofa bequem machen kann? Gewiß, in mancher der Arien findet eine lebenssatte, unaufgeregte Weltabgewandtheit ihren Ausdruck. An diesen Stellen ist Schwarz´ Vortrag dann auch vollkommen überzeugend, so z.B. in den Arien "Ich habe genug" (BWV 82) oder "Welt, ade, ich bin dein müde" (BWV 158). Doch ist dies eben nicht der einzige Inhalt. Die Kreuzstabkantate etwa stellt uns gerade keine Person vor, die ihren Frieden gemacht hätte, sondern jemanden, der vom diesseitigen Leben zutiefst bedrückt, ja gequält ist und allein deshalb auf das ein Leben nach dem Tode hofft. Hiervon findet sich auch einiges in der Kantate "Ich habe genug" wieder, so in dem ersten Rezitativ und der anschließenden Arie "Schlummert ein, ihr matten Augen". Schwarz geht über diesen Aspekt nahezu vollständig hinweg. Sein glatter, immer klangschöner Vortrag bleibt dadurch zu sehr an der Oberfläche.
Das ist umso erstaunlicher, als sowohl Schwarz, wie auch der Ensembleleiter Michael Schneider und sein Orchester aus der historischen Aufführungspraxis kommen. Von der dort so oft propagierten "Klangrede" und der Erkenntnis, dass Bachs Musik keineswegs undramatisch ist, ist in dieser Aufnahme wenig zu spüren.

Sven Kerkhoff