····· EP, Buch und Tour - Ringo Starr feuert aus allen Rohren ····· 40 Jahre Steamhammer – 40 Jahre Rockgeschichte  ····· Neues Solo-Album von David Gilmour im September ····· Evildead-Album wird mit einer ersten Single angekündigt ····· Alles ist =1 meinen Deep Purple auf ihrem kommenden Album ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Bruckner, A. (Herreweghe)

Sinfonie Nr. 4 „Romantische“


Info

Musikrichtung: Orchester

VÖ: 21.04.2006

Harmonia Mundi / Helikon
CD DDD (AD 2005) / Best. Nr. HMC 901921


Gesamtspielzeit: 64:24

WIE EINE LANDSCHAFT VON CASPAR DAVID FRIEDRICH

Philppe Herreweghes Bruckner-Interpretation dürfte die Anhänger dieses Komponisten in zwei Lager spalten: Wer Klangmassive à la Günter Wand erwartet, wird hier enttäuscht werden. Herreweghes Ansatz, „am besten gar nichts zu machen“, sondern die Partitur sich einfach entfalten zu lassen und - unter Einsatz historischer „Original“-Instrumente - den Klang nicht nachdrücklich zu forcieren, führt zu einem ausgesprochen durchsichtigen, präzisen Klangbild. Streicher, Holz- und Blechbläser finden problemlos ins ansonsten schwer zu wahrende Klanggleichgewicht. Und wo sonst häufig Vibrato-Nebel-
kerzen schnell eine weihevoll-sentinmentale Aura verbreiten, vernimmt man hier den puren, schlackenlosen Ton.
Das heißt nicht, dass Herreweghes Einspielung von Bruckners 4. Sinfonie dünnblütig oder kühl geraten wäre. Das tadellos, in den Steigerungen auch zupackend musizierende Orchestre des Champs-Élysées entlockt der Partitur erlesene, perfekt aufeinander abgestimmte Farben. Die feinziselierten Streicher verbreiten Wärme, das Holz leuchtet, die Bläser schmettern, die Pauke setzt präzise Akzente. Was es allerdings nicht zu Hören gibt, ist das Martialische, auch Brutale und Tiefschwarze, das andere Dirigenten in Bruckners Kompositionen entdecken.

Herreweghe zeigt uns einen „klassizistischen“ Bruckner. Er lässt die „Romantische“ nostalgisch und auch melancholisch, aber ohne falsche Sentimentalität zum Anfang des 19. Jahrhunderts zurückblicken. Der Hornruf zu Beginn versetzt den Hörer in eine Landschaft Caspar David Friedrichs. Auch der langsame Satz atmet die Stimmung eines Friedrich-Gemäldes - hier vor allem scheint mir der Dirigent dem poetischen Gehalt von Bruckners Musik von allen seinen Kollegen am nächsten zu kommen. Eine Einspielung, die wegen ihrer kitschresistenten Zurückhaltung vielleicht auch Gegner dieses Komponisten für dessen Musik einnehmen dürfte.



Georg Henkel

Trackliste

1Allegro molto moderato. Bewegt, nicht zu schnell18:06
2Andante, quasi Allegretto15:50
3Scherzo. Bewegt. Trio. Nicht zu schnell, keinesfalls schleppend9:55
4Finale. Bewegt, doch nicht zu schnell20:33

Besetzung

Orchestre des Champs-Élysées
Ltg. Philippe Herreweghe
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger