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Ohrenfeindt

Rock'n'Roll Sexgott

Info Musikrichtung: Deutscher Hardrock VÖ: 16.01.2006 (Hirnsturm / New Music) Gesamtspielzeit: 58:57 Internet: http://www.ohrenfeindt.de

Ohrenfeindt - das ist die konsequente Drittverwertung von AC/DC-Riffs und Rock’n’Roll-Klischees. Leider wirkt vor allem letzteres in der Regel eher peinlich, wenn der Witz fehlt. Und das tut er hier. Daher strandet man zwar oberhalb des Proletensumpfs von Bands wie Prollhead; erreicht die kleine Gruppe von Bands, wie z.B. die legendären Randalica, die eine wirklich gute Karikatur des Hard Rockers hinlegen, leider nicht.

Musikalisch sind die Hamburger durchaus solide. Die Produktion ist erste Sahne. Treibende Rocker, stimmige Midtempo-Nummern und emotionale Balladen wechseln sich ab. Neben dem allgegenwärtigen australischen Einflüssen, kann man bei “Der Scheck ist in der Post“ auch noch nette T.Rex-Riffs genießen. Englischsprachig würden Ohrenfeindt damit wahrscheinlich lobende Reviews ernten - um danach im Meer hunderter ähnlich gelagerter sauberer Hard Rock Bands unterzugehen.

Die deutsche Sprache ist somit Fluch und Hoffnungsschimmer zu gleich. Sie hebt den St. Pauli-Dreier aus dem Meer heraus, fordert aber ein ums andere Mal zu Spott und Häme heraus. Ganz so schlimm ist es aber nicht durchgehend. Zwar sind vor allem die Klischee-Songs zu Beginn des Albums so originell wie der Speckbauch auf dem Cover. Einige weitere Texte sind so banal, dass man sie kaum mitbekommt - was in diesem Fall von Vorteil ist und der Band Chancengleichheit mit englischsprachigen Bands gibt.

Aber die Band kann gelegentlich auch mehr.

“Energie“ und “Zum rocken geboren" transportieren das Rock’n’Roll-Feeling ohne im Klischee zu versacken. Schmetterling ist einfach ein guter Song über sexuellen Missbrauch.

Für Biker-Festivals ist die Band ideal. Ab 1,6 Promille (beim Hörer!!) wird sie wahrscheinlich genial.

Norbert von Fransecky