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Reviews

Villa-Lobos, H. – Glass, Ph. (Menezes, S.)

Amazônia


Info

Musikrichtung: Moderne / Orchester

VÖ: 06.10.2023

(Alpha / Note 1 / CD / DDD / 2022 / Alpha 990)

Gesamtspielzeit: 61:13

REGENWALD-FANTASIEN

Heitor Villa-Lobos „Floresta do Amazonas“, eine seiner letzten Kompositionen, war ursprünglich als Filmmusik für Mel Ferrers (erfolglosen) Film „Green Mansions“ gedacht. Die originale Partitur wurde allerdings von Villa-Lobos' Kollegen Bronislau Kaper für die Produktion derart stark bearbeitet, dass der Komponist seine Musik kaum wiedererkannte und daraufhin aus dem Material ein neues Werk schuf, das 1959 uraufgeführt wurde. Diese Mischung aus Orchestersuite und Oratorium wurde unter anderem um einem Chorpart ergänzt und enthält auch einige Gesangsnummern für Sopran, darunter einige der bekanntesten Lieder Villa-Lobos wie die „Melodia Sentimental“ und „Canção de Amor“. Das Werk dauert in den bekannten Einspielungen, darunter eine berühmte von 1989 mit der damals noch jungen Renée Fleming und dem RSO Moskau, rund 80 Minuten.

Auch in der neuen Version hört man die filmmusikalischen Ursprünge heraus: die überaus farbige Instrumentierung und üppige Harmonien erschaffen in raschem Wechsel exotische Klangszenerien aller Art, wobei es der Fantasie der Zuhörenden überlassen bleibt, ob sie nun den tropischen Regenwald assoziieren oder eine andere fantastische Welt imaginieren. Eine gewisse Plakativität lässt sich der Musik kaum absprechen – wie so oft ist es also Geschmackssache, ob man sich dem überlassen mag.

Für ein Amazonas-Ausstellungsprojekt des weltbekannten Fotografen Sebastiao Salgado hat die Dirigentin Simone Menezes Villa-Lobos‘ erweiterte Fassung wieder auf die ursprüngliche Suite und einige vokale Einlagen reduziert. In dieser neuen 45-minütigen Version begleitete das Werk Projektionen von Salgados sehr beeindruckenden Bildern, von denen einige auch im Beiheft dieser CD-Produktion abgedruckt sind. Mit ihrer strengen Schwarz-Weiß-Optik, ihrer Konzentration und Erhabenheit stehen sie in einem deutlichen Kontrast zu der buntschillernden Musik Villa-Lobos‘.
Was das Temperament und die Ausreizung der Effekte angeht, wirkt diese Neuinterpretation von „Floresta do Amazonas“ durch die Philharmonia Zürich bei vergleichbar guter Aufnahmetechnik ein wenig zahmer als die genannte ältere Produktion mit dem RSO Moskau, das sich unter der Leitung von Alfred Heller noch ungestümer ins Klanggetümmel wirft. Gleichwohl kann man sich auch bei der neuen Interpretation an den vielfältigen Stimmungen und plastischen Gesten erfreuen.

Da hätte es durchaus Sinn gemacht, das ganze Werk einzuspielen, statt als „Zugabe“ ein Stück von Philipp Glass dazu zu setzen: „Metamorphosis 1“ aus „Aguas da Amazonia“ wirkt in seinem verkitschten Minimalismus etwa so, als habe Piet Mondrian sich irgendwann entschlossen, in seine abstrakten Kompositionen noch ein paar Blumen, Vögel und andere „hübsche“ Dinge in der Art naiver Malerei hinein zu setzen, um sie „interessanter“ zu machen. Das Resultat lohnt in diesem Fall die Aufnahme wirklich nicht.



Georg Henkel

Trackliste

Villa-Lobos: Suite Floresta do Amazonas
Glass: Metamorphosis I (Aguas da Amazonia)

Besetzung

Camila Provenzale, Sopran

Philharmonia Zürich

Simone Menezes, Leitung
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger