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Reviews

Terrifiant

Terrifiant


Info

Musikrichtung: Speed Metal

VÖ: 21.02.2020

(Gates Of Hell)

Gesamtspielzeit: 36:50

Internet:

http://www.facebook.com/terrifiantmetal

„Steel For Life“ heißt der erste Song dieser Scheibe, und allein schon dieser Titel läßt den Kundigen bereits ahnen, dass wir es bei Terrifiant mit Parteigängern des echten Metal zu tun haben. Die Nummer entpuppt sich als reichlich dreiminütiges dramatisches Instrumentalstück, das gekonnt Einflüsse alter Iron Maiden mit solchen des 80er Euro-Metals verquickt, und das geschieht mit einem klassischen militärisch anmutenden Midtemporhythmus, der, so stellt man weitere knapp 34 Minuten später fest, in den sieben noch folgenden Songs gegenüber deutlich schnelleren Grundrhythmen aber klar den kürzeren zieht. Instrumental ist das Resultat also prinzipiell eher im Speed Metal anzusiedeln, und zwar nicht im späteren Eurospeed Marke Helloween, sondern bei den frühen Protagonisten wie etwa Acid, die – Zufall oder nicht? – wie auch Terrifiant aus Belgien stamm(t)en. In der Attitüde wie in manchen Rhythmen schimmert auch das alte Punkfeeling durch, das so manche frühe Speedband mit sich herumtrug.
Punk ist allerdings auch ein gutes Stichwort für eine andere Komponente, denn um Terrifiant mögen zu können, muß man mit dem Gesang klarkommen, und der ist von der Herangehensweise her auch allenfalls mit „punkig“ schönzureden. Mikrofoninhaber Lord Terrifiant kreischt sich nämlich vor allem in den ersten Songs so weit jenseits der instrumentalen Vorgaben durch die Botanik, dass nicht mal mehr die Vergleiche zum US-Metal greifen, wo eine gewisse Losgelöstheit der Gesangslinien vom instrumentalen Unterbau bisweilen durchaus zum guten Ton gehört. Hier ist diese Grenze allerdings weit überschritten, und zwar unabhängig davon, ob sich der Lord in mittleren Lagen aufhält, was eher selten der Fall ist, oder ob er irgendwo weit oben kreischt, was er insgesamt deutlich öfter tut. Wenn es zweistimmig wird wie gleich in „Devil In Transport“ oder in „Just Because I Can“, paßt die zweite Stimme zwar irgendwie zur ersten, aber dann eben beide nicht zum Unterbau, und die gelegentlichen Backing Vocals, oft als Gangshouts eingestreut, schweben irgendwie zwischen den Welten.
Das Schräge an der Sache ist nun aber, dass in der zweiten Hälfte des Albums dieses Problem in deutlich geringerem Maße auftritt – zwar singt auch dort der Lord nicht immer und überall so, wo man es anhand üblicher Harmonielehre vermuten würde (in „Speedline“ etwa tut er das abermals über weite Strecken nicht), aber etliche Gesangslinien passen deutlich besser zu dem, was die vier Instrumentalisten drunterlegen. Das liegt nicht an einem Gewöhnungseffekt, da das verzweifelte Kopfschütteln (nicht Headbangen!) während der ersten Songs auch bei jedem neuen Wiederhören auftritt, was bei einem Gewöhnungseffekt nicht zu erwarten wäre. Irgendwer muß da also einen Schalter in die richtige Richtung umgelegt haben.
Der instrumentale Schalter hingegen befindet sich schon seit „Steel For Life“ in der richtigen Stellung. „Devil In Transport“ bleibt noch ganz knapp unter der Speedgrenze, erst „Bed Queen“ überschreitet diese dann deutlich, während „Just Because I Can“ ein klein wenig aus dem Rahmen fällt, erstens wieder aufgrund des leicht gedrosselten Tempos und zweitens wegen der Classic-Rock-Einflüsse, die hier in etwas stärkerem Maße auftreten als im Rest des Materials. Gitarrist ZZ Slop, der für das Gros des Songmaterials verantwortlich zeichnet, hat an diesem Song nicht mitgeschrieben, was besagte Abweichung erklären könnte. „Metal And More“ macht instrumental richtig viel Hörspaß – speedige Rahmenteile umschließen einen mehrstufigen zurückgenommenen Mittelteil, und zudem ist das der erste Song mit einigermaßen nachvollziehbar integriertem Gesang. „Speedline“ hebt zwar mit manowareskem Baß an, entwickelt sich aber schnell zum reinen Speed mit geschickt hintergründig eingemischten (und im Gegensatz zum Leadgesang gut auf den Unterbau abgestimmten) Ohoho-Chören. „Iron Mountain“, mit 7:16 Minuten längster der acht Songs, mischt in das einleitende Thema gar hintergründig einige Hammondorgeln ein, deren Bediener im Booklet anonym bleibt, und pendelt ansonsten zwischen treibendem Midtempo-Hardrock und speedigeren Momenten, wobei die Orgeln später im ellenlangen Hauptsolo nochmal wiederkehren und das Outro letztlich im Alleingang bestreiten. Song 8 ist schließlich eine Coverversion, und zwar eine, die man anhand der bisher gebotenen Musik nicht unbedingt erwartet hätte: Terrifiant bauen aus Pat Benatars „Heartbreaker“ knackigen Hardrock, verzichten aber darauf, die Nummer in eine Speedorgie zu verwandeln, und der Lord bemüht sich, in der Nähe der vorgegebenen Gesangslinien zu bleiben, was ihm meistens gar nicht schlecht gelingt, wenn er nicht gerade als eigenes Stilmittel ein Nach-Oben-Gleiten in den Kreischbereich einzubauen versucht. Dieser Song und unter den anderen „Metal And More“ lassen erahnen, dass Terrifiant in der Zukunft durchaus in der Lage sein könnten, Musik mit etwas zugänglicherem Gesang zu fabrizieren – als Instrumentalband weiterzumachen dürfte angesichts der Tatsache, dass sich der Vokalist nach seiner Band benannt hat oder umgekehrt, also offenbar eine Art Chef ist, vermutlich keine Option sein. Wer glaubt, auch schon jetzt mit dem Beschriebenen klarzukommen, darf gern einen Hörtest wagen – instrumental macht das Material wie erwähnt durchaus viel Spaß.



Roland Ludwig

Trackliste

1Steel For Life3:19
2Devil In Transport3:43
3Bed Queen3:41
4Just Because I Can4:37
5Metal And More5:04
6Speedline3:55
7Iron Mountain7:16
8Heartbreaker5:02

Besetzung

Lord Terrifiant (Voc)
ZZ Slop (Git)
Slime Valdi (Git)
Sniffany Baggs (B)
Alcoloic (Dr)
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