Reviews

Dyan Valdes

Stand

Info Musikrichtung: Indie-Synthie-Pop VÖ: 11.02.2022 (R.I.P. Ben Lee Records) Gesamtspielzeit: 31:58 Internet: https://dyanvaldes.com/ https://bite-it-promotion.de/

Dyan Valdés ist eine kubanisch-amerikanische Musikerin und Einigen vielleicht bekannt als Mitbegründerin der Indie Rock-Band The Blood Arm sowie des Synth-Punk-Trios Mexican Radio. Die in Berlin lebende Protagonistin hat mit Stand ihr Solo-Album veröffentlicht. Sie hat alle Instrumente auf dem Album selbst gespielt, entstanden ist das Album während des Lockdowns.

Dyan hat es sich darüber hinaus zur Aufgabe gemacht, alle Phasen, die mit dem Entstehen eines Albums einhergehen, ausschließlich in weibliche Hände zu legen, Produktion, Technik, Post-Produktion, Design, Styling, Videos, Fotografie, Promotion. Entstanden sollen die elf Songs sein nach einem gewalttätigen Angriff auf den Strassen Berlins im Jahr 2020. So sollten die Songs eine Art Aufarbeitung des Traumas darstellen.

Laut Pressetext sei die Musik kantiger Pop mit einer Botschaft: "Dyan greift Themen des Feminismus auf und ihre eigenen Erfahrungen als Frau spiegeln sich in den Texten wider, kombiniert mit kraftvoller Popmusik. Das Album erzählt die Geschichte, wie Dyan ihre eigene Stimme gefunden und äußere und innere Kräfte überwunden hat, die sie bisher immer zurückgehalten haben. Es soll als Inspiration dienen, dass die Hörer, den Mut finden, das Gleiche zu tun und sich selber auferlegte Grenzen überwinden."

Indie Rock hat sie bereits gespielt, nun treibt die Stimmung also in Richtung Indie Pop. Sehr elektronisch gestaltet, klingt die Musik sehr künstlich und oft sehr kühl, bisweilen unemotional. Zumindest betrifft das die instrumentale Umsetzung. Denn stimmlich nutzt die Musikerin alle Nuancen aus, um ihre Botschaft vorzutragen, sie rapt, sie flüstert, sie treibt kraftvoll voran, Spuren von Laurie Anderson lassen sich ebenfalls ab und an nicht verleugnen.

Dancefloor-geeignet, keine Frage, kantig und flippig, wer auf diese elektronisch geprägten Rhythmen steht, wird auf seine Kosten kommen. Mitunter schleicht sich dann auch der eine oder andere Song ein, der durchaus in gängigen Pop-Charts punkten könnte, "Fade Away" soll hier als geeignetes Beispiel stehen. Ein wenig in düstere Gefilde gleitet "Monster" ab und eine ganz andere Seite erfährt man mit dem letzten Song, "You Would Not Like Me Now". Doch, so mag ich Dyan auf ihrer Platte am liebsten, emotionaler Gesang, vom Piano begleitet, bevor dann später die Drums einsetzen. Alles in Allem schließlich relativ abwechslungsreiche Musik, die sorgfältig aufgenommen und produziert wurde, feiner Indie-Synthie-Pop.

Wolfgang Giese