Musik an sich


Editorial

Liebe Leser,

das Leben zu verlieren durch einen brutalen Massenmord auf einem Konzert - das ist entsetzlich und beängstigend. Auch mir geht der Vorfall im Bataclan nahe, leicht ist vorstellbar, dass es auch mich, Menschen aus meiner Familie, meinem Freundeskreis oder meinem Umfeld auf einem Konzert hätte treffen können. Doch so schrecklich der Vorfall ist, sollten wir uns rational bewusst machen: Der Tod kann uns auch anders treffen - schnell, unerwartet und auch durch Krankheit und Unfälle, was weit wahrscheinlicher ist, als einem Anschlag zum Opfer zu fallen. Daher sollten wir uns nicht von unserer Angst leiten lassen, weder in unserer persönlichen Lebensweise noch in unserem Verhalten als Gesellschaft.

Absolute Sicherheit wird es niemals geben, aber wenn wir unsere Freiheit, unsere inneren Überzeugungen und unsere Menschlichkeit aufgeben, dann haben die Mörder von Paris wirklich gewonnen. Und Mörder sollten wir sie nennen, nicht Terroristen, denn genau das möchten sie ja sein - Menschen, die Angst und Terror verbreiten und dadurch Macht ausüben.

Genauso wenig sollten wir uns zu Marionetten der Hetzer und Scharfmacher machen lassen, die nun vielerorts laut werden und uns erzählen möchten, wir seien bisher zu weich, zu schwach und zu wenig misstrauisch gewesen und könnten uns das jetzt nicht mehr leisten. Wir Menschen sind schon immer zu Schandtaten und Grausamkeiten in der Lage gewesen, aber wir sind auch - und daran sollten wir uns messen - in der Lage, miteinander zu fühlen, über uns hinauszuwachsen, uns zu verbinden und Positives zu schaffen - wer wüsste das besser als wir Musikliebhaber?

Nach diesen grundsätzlichen Gedanken zur Lage der Welt zu unserer aktuellen Ausgabe:

Mario hat mit den Saarländer Thrash Metallern Godslave gesprochen, die vor kurzem eine Status Quo-Coverplatte veröffentlicht haben, das norddeutsche Alternative-Quintett Linie zu seinem diesjährigen Debütalbum befragt und berichtet vom Augsburger Konzert von Dritte Wahl. Außerdem haben wir in der aktuellen Ausgabe gleich vier Konzertberichte von Stefan Graßl, der sich Deep Purple, Europe, Fish und Pauli Di'Anno live angesehen hat.

Dann spielte uns noch der Zufall in die Hände: im vergangenen Monat hatte Norbert sich in seiner 25 Years after-Kolumne an Crazy World von den Scorpions erinnert. Gleichzeitig wurden mehrere Alben der Hannoverschen Hard Rock Pioniere in exklusiven 50th Anniversary Editionen neu veröffentlicht. Wir haben uns entschlossen, daraus eine kleine Serie zu machen. In dieser Ausgabe beginnt Rainer mit den Alben Love at first Sting und Blackout. Norbert setzt die Serie in den beiden folgenden Ausgaben mit je einem Studio- und einem Live-Album fort.

Selbstverständlich hat die aktuelle Ausgabe noch mehr zu bieten, aber stöbert am besten selbst...

Viel Freude beim Lesen wünscht Euch

Euer Linus