Musik an sich


Artikel
INTERPOL - So just let us be free, tonight




Info
Künstler: Interpol

Zeit: 17.11.2007

Ort: Berlin, Columbia Halle


Nicht nur ihre Musik ist ein Meisterwerk, auch live haben Interpol einiges zu bieten.
Als ich vergangene Woche noch von der fulminanten Lichtshow bei dem Kölner Editors-Konzert schwärmte, kannte ich noch nicht die ausgefeilte Optik bei Interpol. Während im Hintergrund abstrakte Bildfolgen oder Filme auf der Leinwand flimmerten, unterstützten zwölf symmetrisch angeordnete Quadrate, die in Harmonie mit den Leinwand-Impressionen aufleuchteten, das dezente Lichtspiel auf der Bühne. Obwohl die Halle in den 90 Minuten Konzert in allen möglichen Farben erleuchtete, harmonierte die Helligkeit und Farbintensität mit der schön melancholischen Stimmung, die Interpol versprühen.

Nach einer kleinen instrumentalen Einleitung begannen die fünf amerikanischen Herren ihren Auftritt vor dem gespannten Berliner Publikum mit "Pioneers to The Fall".
Es folgte eine ausgewogene Mischung aus allen drei Alben - so ausgewogen, dass doch einige Songs vom neuen Album "Our Love to Admire" vermisst blieben. Sowohl "Pace is the Trick" als auch "All Fired Up" fehlten an diesem Abend - zumindest in meinem Ohr.

Entschädigt haben die Dynamik und Liebe in Performance und Stimme des Frontmanns Paul Banks. Vor allem der Song "Slow Hands" von dem zweiten Album "Antics" ging unter die Haut. Aber auch in die Beine: Von den Rängen in der prallgefüllten Columbiahalle sah die tobende Masse vor der Bühne aus wie ein hundertköpfiger Flummi, der im Takt auf und ab springt. Der Beifall war wie Meeresrauschen nach einem Sturm - lautstark und wohlklingend.
Applaus verteilte das Berliner Publikum vor allem, als die Zugaben nach 75 Minuten mit Titeln aus dem Debut-Album Turn on The Bright Lights gespeist wurden.

Gedämpft wurde die muntere Atmosphäre allerdings durch wunderschön langsame Melodien wie in "The Lighthouse", die sich jedoch eher für einen entspannten Abend zu Hause auf dem Sofa eignen. Das war deutlich zu erkennen, als nach zwei Minuten von "The Lighthouse" auf der anderen Seite der Ränge wieder so viele orangene Punkte von qualmenden Zigaretten zwischen den Lichtkegeln aufglühten, wie nur zuvor in der viel zu langen Umbaupause zwischen Vorband und Hauptact.

Nach diesem kleinen Hänger ging es allerdings wieder steil bergauf und bis zur letzten Sekunde genossen scheinbar alle das Konzert - so viele glückliche Gesichter, wie nach diesem Abend vor der Halle zu sehen waren.


Jana Hauschild



 << 
Zurück zur Artikelübersicht
 >>