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Blind

The Fire remains


Info
Musikrichtung: Alternativ, Rock

VÖ: 17.09.2010

(Eigenproduktion)

Gesamtspielzeit: 39:16

Internet:

http://www.blindpage.de
http://www.myspace.com/officialblind


Die Andernacher Band Blind gibt es seit 2004, und bereits vor dem ersten Album hagelte es Auftritte mit Stars wie Limp Bizkit, Die Toten Hosen, Silbermond oder den Guano Apes. So erschien es dann auch nur konsequent, dass ihr Debut 2007 bereits beachtliche fünfstellige Verkaufszahlen erzielen konnte.

Dementsprechend hoch sind dann aber auch die Ansprüche des geneigten Publikums an den nun erschienenen Nachfolger mit dem (vielleicht) bezeichnenden Titel The Fire remains. Die Arbeit, die sich Blind dafür aufgeladen haben ist enorm: Die Gründung einer eigener Plattenfirma (Blind Records), die Übernahme des Managements, des CD-Booklet sowie der Produktion der Videos zu den Singles "Don´t think so" und "Teenage Dreams". Ein Vorabgeschmack auf das Ergebnis war bereits "Half a Dream away", komponiert von Hitproduzent David Jost (u.a. Tokio Hotel) und produziert von Vincent Sorg (u.a. Die Toten Hosen), der als Song im Walt Disney-Film "Gangs" zu hören ist... Diese enorme Anstrengung diente, so die Band selbst, nichts anderem als der musikalischen Freiheit und der Suche nach neuen Wegen.

Die Ansprüche an The Fire remains sind also äußerst hoch, und der Opener "Don´t think so" legt schon einmal recht flott los, doch zugleich nach einem mehr oder weniger bekannten Muster: ruhige Strophe, die z.T. leider mit Synthie-Bombast untermalt werden, rumpelnde Gitarren zum Refrain. Eindrucksvoller als das Songwriting erscheint hier die variantenreiche, aber zugleich fast klassisch zu nennende Rockstimme von Sänger Steve Joachim. Eingängiger und höchst charttauglicher Anfang, das mag man beurteilen wie man will. Angesichts des nachfolgenden "Teenage Dreams" wollte ich mir eigentlich jede Platitude verkneifen, doch dieser Song ist so sehr auf amerikanisches Teenager-Klischee getrimmt, dass es weh tut: Mit Gitarre aufgepeppter Zuckergussrock von der Stange - mit "neuen Wegen" hat dieser Song nicht so sehr zu tun wie mit guten Verkaufszahlen. Selbiges gilt für "Half a Dream away", das wirklich ein Walt Disney-tauglicher Song ist - im schlechtesten Sinne, und auch "I wish I could be you" und "Moving on" schrammen nur knapp an der Belanglosigkeit vorbei!

Dabei beweisen Blind eigentlich durchweg ihr Talent für Melodien, die zwar nicht spektakulär, aber doch eingängig und mitreißend sind. Bei "I´ve been alone" versehen sie das ganze mit (zum Glück noch recht) dezentem Bombast à la HIM oder vielleicht eher Silbermond, "Time is running out" besticht durch 80er-New-Wave-Reminiszenzen (für mich der beste Song des Albums), "The Fire remains" zeigt Anleihen bei den neueren Linkin Park, "Room without a View" ist punkrockangehauchter , "I wish I could be you" und "On the Edge" "klassisch amerikanischer Alternativrock

Ein bißchen weniger Pathos hätte der Ankündigung von The Fire remains besser getan, denn Blind betreten mit ihrem zweiten Album keine neuen, sondern nun wirklich ausgetretene Pfade. Das machen sie souverän, gut produziert und eingängig, gelegentlich mit etwas zu viel von allem, und bei der Hälfte der Songs so klischeehaft, dass man diese leider kaum wirklich ernst nehmen kann. Die Band hat Potential in zwei Richtungen: Die eine führt höher in die Charts (d.h. noch mehr Massentauglichkeit), die andere in mehr Eigenständigkeit im großen Alternativteich - das nächste Album dürfte da spannend werden, und bis dahin kann man sich die Band live ansehen: 03.12. Witten; 04.12 München; 09.12. Frankfurt a.M.; 10.12. Greven; 11.12. Willhelmshaven; 12.12. Hamburg; 13.12. Koblenz sowie die Tourdaten als Support von Die Happy: 14.12. Saarbrücken; 15.12. Paderborn; 16.12. Stuttgart; 17.12. Aschaffenburg; 18.12. Dresden...



Andreas Matena



Trackliste
1Don´t think so4:12
2 Teenage Dreams3:47
3 I´ve been alone3:53
4 Time is running out3:31
5 Half a Dream away3:28
6 The Fire remains3:34
7 Room without a View3:59
8 Down3:02
9 I wish I could be you3:32
10 On the Edge3:06
11 Moving on3:12
Besetzung

Steve Joachim: vocals
Fabian Zimmermann: guitars
Guido Schwab: bass
Gunnar Ritter: drums


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