Musik an sich


Reviews
Valravn

Koder par snor


Info
Musikrichtung: Elektro Folk / Ambiente / Artpop

VÖ: Oktober 2009

(Westpark Music)

Gesamtspielzeit: 47:16

Internet:

http://www.valravn.net


Im Jahr 2003 fanden sich in Dänemark drei Dänen, ein Schweizer mit Wurzeln aus Ecuador und eine Dame von den Farörinseln. Diese seltsam scheinende Mischung gab sich den Namen Valrvan, ein mystisches und erhabenes Tier der nordischen Sagenwelt, übersetzt heißt es soviel wie „Rabe des Todes“. So richtig passen tut dieser Name nicht zur Musik, denn auf den neun Stücken des zweiten Albums Koder par snor (neben dem Debüt erschien noch eine EP sowie eine Doppel EP) gibt es Tanzmusik mit ziemlich modernen Beats.
Aber halt – mit Tanzmusik meine ich keine langweiligen sich ewig wiederholende Beats, nein, Valvran ist eine ganz andere Liga. Denn Ihre zweite Intension sind traditionelle Instrumente wie Cajon, Flöten, Santur oder Davul. Und so kreiert die Band eine Art tanzbare Dead Can Dance mit einer weiblichen Stimme, die schon recht oft an Björk oder aber auch an Henriette Sennenwaldt von Under Byen erinnert. Gerade letzt genannte Band gibt sehr gut die Richtung vor.
Eröffnet vom Titelstück, das mit einem wundervollen Mandola Sound daherkommt, dazu wird eine kräftige instrumentale Perkussion geliefert. Unter dieser Mixtur wirbeln eine Menge programmierte Sounds und der stampfende, aber nicht all übertönende elektronische Beat. Über dieser Mixtur schwebt elegisch der Björk ähnliche, zwischen Klarheit und Zerbrechlichkeit pendelnde Gesang. Das folgende Kelling wird von einem hat dann starken Mittelaltertouch, die Benutzten Sounds und Beats sind eine Spur härter ebenso wie der Gesang nun wesentlich aggressiver wirkt. Kurz vor Ende dieses zunächst gewöhnungsbedürftigen, nach mehrmaligem Hören aber zum Ohrwurm werdenden Krachers setzt eine sägende Violine ein, ehe der Song in dahin getupften Mandola Klängen verhallt.
Leise, programmierte Rhythmen leiten das ruhigere „Sjón“ ein. Eine schöne Violine und wiederum wundervolle Klänge des Hurdy Gurdy, verhaltender Gesang und mystische Klänge, zum dahin träumen schön. Es geht ohne Überleitung in „Karka“ über. Hier zieht das Tempo wieder an, mystische Musik aus dem nordischen Mittelalter trifft auf moderne Artrock Dance Beats. Auch „Seersken“ beginnt ohne hörbare Pause, dieses entwickelt sich zu einem folkloristischen Tanzsong der Marke Korai Örom, psychedelisch wirkende Flöten, elektronischer Beat und eine kräftige Perkussion begleiten den intensiven Gesang. Nur von Glocken wird „Fuglar“ eröffnet, die nun wieder sehr stark an Björk erinnernde Stimme wirkt zerbrechlich und sehnsüchtig. Ein puckernder Beat, traurige von dem Gurdy Gurdy erzeugten Klänge entführen in eine melancholische Zeit. Mit „Kroppar“ wird es dann wieder wesentlich wilder, was an den Beatprogrammierungen genauso wie am Gesang und dem wirbelnden Hurdy Gurdy liegt.
„Lysabild“ wird von männlichem Gesang eingeleitet, hier dominiert ein brodelnder Beat, packende Perkussion und wieder dieser süchtig machende Sound des Hurdy Gurdy´s. Das Stück pendelt ständig zwischen ruhiger Phase und schwungvollen Passagen hin und her und verbreitet eine Menge Mystik. Das abschließende „Farin uttan at verda ekk“ fasst als Höhepunkt noch mal alle Eigenschaften des Albums zusammen, startend von elektronischen schwebenden Sounds mit de darüber liegenden Stimme werden hier rhythmisch und instrumentell noch einmal alle Register gezogen.
Und dann läuft dieses mystische, moderne Mittelalterfolkrocktanzalbum aus und offenbart seine einzige Schwäche: es ist trotz seiner knapp 47 Minuten zu kurz, denn man hat noch nicht genug und drückt unwillkürlich die Repeat Taste.
Der multikulturellen Band mit Sitz in Dänemark ist ein hoch modernes Album, in dem Artrock, Folkrock, Mittelaltermusik und moderne Beats zu einer wohlklingenden Einheit verbunden werden, gelungen. Ihm sollte mindestens ebenso viel Erfolg wie einer Björk zu stehen, und es sollten Liebhaber von Bands wie Under Byen, Dead Can Dance und ähnlichen auf alle Fälle zugreifen.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Koder par snor7:13
2 Kelling4:47
3 Sjòn4:33
4 Kraka3:49
5 Seersken3:35
6 Fuglar4:40
7 Kroppar5:37
8 Lysabild5:33
9 Farin uttan at verda ekk7:29
Besetzung

Anna Katrin Egilstroed: Vocals, Santur, Samples
Martin Seeberg: Vioala, Flutes, Jews Harp,
Doeren Hammerlund: Hurdy Gurdy, Mandola, Samples
Juan Pino: Davul, Cajon, Frame Drums, Percussion, Samples
Christoph Juul: Production, Beats and Sound, Manipulation, Live Electronics


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>