Musik an sich


Reviews
The Devil’s Blood

The time of no time evermore


Info
Musikrichtung: Occult Hard Rock

VÖ: 11.09.2009

(Ván Revords)

Gesamtspielzeit: 54:34

Internet:

http://www.myspace.com/thedevilsblood


Die Holländer The Devil’s Blood sind ein Phänomen. Tief im Underground verwurzelt, jenseits jeglicher Anklänge an den Massenmarkt und ohne großes Label im Hintergrund, schaffte man es aus dem Stand mit der Debüt-EP Come, reap die größte Sensation im Hartwurstzirkus zu werden. Da stellt sich natürlich die Frage, ob die Band, die ein regelrechtes Mysterium um sich aufgebaut hat, ihre Vorschusslorbeeren verdient und ob der ganze Hype nicht wieder nur einmal ein Strohfeuer war. Aber die Geschwister Selim und Farida Lemouchi scheren sich darum einen feuchten Kehricht und präsentieren mit The time of no time evermore ihr heiß erwartetes, vollständiges Album.

Und auch als Skeptiker des Zirkus, der im Vorfeld veranstaltet wurde, muss man anerkennen, dass die Band hiermit ein eindringliches und nicht selten intensives Hörvergnügen geschaffen hat, welches nur so von wunderbaren Momenten strotzt. Wenn das ruhige Gitarrenintro knall auf Fall in den ersten Song „Evermore“ übergeht und Farida ihre betörende Stimme erhebt, hat das schon fast etwas Magisches. Mehr Seele und unverfälschte Authentizität geht nicht. Die Mischung aus Blues, Psychedelischem Rock der 60er, Classic Rock der 70er und Querverweisen in Richtung New Wave of British Heavy Metal ist einfach ansteckend. Dabei ist es gar nicht schwer Zitate von Bands wie Jefferson Airplane, Black Sabbath, frühen Heart oder ihrem erklärtem Idol Roky Erickson herauszuhören. Aber trotz dieser Einflüsse aus ferner Zeit klingen The Devil’s Blood zu keiner Sekunde altbacken oder retro, sondern schlicht und ergreifend zeitlos. Diese Musik hätte vor 35 Jahren genauso funktioniert wie heute. Erstaunlicherweise klingt sie in der Neuzeit immer noch so erfrischend und originell wie damals.

Wirklich hart sind The Devil’s Blood allerdings zu keiner Sekunde und die in den Texten verbreitete Düsternis ist auch nicht von der ersten Sekunde an zu erfassen. Zu tiefgründig ist die Musik der Band. Wer nach etwas mehr als einer leeren Hülle und heißer Luft verlangt, wie man sie leider auch in der Rock- und Metalszene oft genug vorgesetzt bekommt, ist hier genau richtig. Denn hier wird Musik und eine eigene spirituelle Philosophie absolut gelebt. Aber auch ohne sich speziell mit dieser auseinanderzusetzen, kann man The time of no time evermore genießen und sich komplett fallen lassen. Die einzelnen liebevoll ausgearbeiteten Songs bieten ausreichend Gelegenheit dazu. Seien es das sehnsüchtige „The yonder beckons“, das verträumt unschuldig klingende „Angel’s prayer“ oder das grandiose bereits als Single veröffentlichte I’ll be your ghost.

Mit dem geradeaus nach vorne drückenden „Christ or cocaine“ und dem klassischen Rocksong „Queen of my burning heart“ finden sich auch zwei unverfänglich rockende Lieder, während beim abschließenden „The anti-kosmic magick“ noch einmal alle gesponnene Fäden aufgenommen werden und sich The Devil’s Blood in einen wahren Gitarrenrausch spielen, bevor das Album dahin gleitend ausklingt. Hier weiß man dann schon gar nicht mehr wie die Reise begonnen hat, aber eines ist klar: Man will es noch einmal erleben! Ich hätte es nicht geglaubt, aber The time of no time evermore ist ein wunderbares Stück Musik geworden, welches dem Hype ohne weiteres standhalten kann. Pure Leidenschaft gepaart mit einem starken musikalischen Gespür und wundervollem Gesang, hier findet man es.


An dieser Stelle gibt es ein Interview mit der Band zum Album zu lesen.



Mario Karl



Trackliste
1The Time Of No Time2:18
2 Evermore3:09
3 I'll Be Your Ghost4:12
4 The Yonder Beckons6:04
5 House Of 10000 Voices5:10
6 Christ Or Cocaine5:12
7 Queen Of My Burning Heart3:55
8 Angel's Prayer4:31
9 Feeding The Fire With Tears And Blood5:10
10 Rake Your Nails Across The Firmament3:43
11 The Anti-Kosmik Magick11:10
Besetzung

Selim Lemouchi (Gitarre)
Farida Lemouchi (Gesang)
+ Band


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