Phraim

Tides


Info
Musikrichtung: Modern Jazz/Fusion

VÖ: 29.05.2020

(QFTF)

Internet:

https://www.phraim.ch/about
http://www.nina-reiter.com/
https://qftf.net/
http://uk-promotion.net/


Nach der Debütplatte im vergangenen Jahr veröffentlicht die Band um die Sängerin Nina Reiter nun ihr zweites Album, Tides. Für mich als Küstenbewohner ist das natürlich sofort ein gängiger Begriff. Die Tide, der Zeitraum zwischen den Gezeiten, also das Zusammenspiel zwischen Ebbe und Flut. So kann man das auch sinnbildlich für das Leben an sich ansetzen. In jedem Leben gibt es ebenfalls Gezeiten, und dazwischen, zum Beispiel der Zeitraum zwischen einem Niedrigwasser und dem nächstfolgenden Hochwasser, kann es viele Ereignisse geben, oder aber auch gar nichts geschehen.

In wieweit die Band Phraim sich daran orientiert hat, ergibt sich aus dem Pressetext. Ich zitiere: “Das Ergebnis ist ein kontrastreiches, abwechslungsreiches Programm: Höhen und Tiefen, packende Grooves und atmosphärische Improvisation, selbstbewusstes Interplay oder fragile Zwischenspiele sind kein Widerspruch, wenn der Bandsound so homogen ist. So kann man den Titel vielleicht als Metapher für die Band verstehen: wie bei Ebbe und Flut entstehen verschiedene Wellen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, Höhen und Energien, die zusammen einen musikalischen Ozean ergeben, der genauso vielseitig wie tiefgründig ist.“

Nun gut, daran will ich mich gern halten und das bei meiner persönlichen Einschätzung einfließen lassen. War beim Erstling, “/f.reim/“ noch Domenic Landolf als Gast an der Bassklarinette zu hören, konzentriert man sich nun allein auf das Quartettformat. Die Gestaltung der Musik mit drei Instrumenten ist durchaus als darüber hinaus gehend, was man üblicherweise mit Piano/Bass/Schlagzeug vorlegen kann, so nimmt Marc Mezgolits mit seinem prägnant brummelnden Bass für mich eine wichtige Rolle, bringt er neben dem eher jazzig intonierenden Piano das Quäntchen Fusion/Jazz Rock ein, das der Musik eine druckvolle Atmosphäre beschert. Auf “I“ kann er sich mit einem reinen Solobeitrag vorstellen, der mich gedanklich mitunter ein wenig zu Stanley Clarke führt.

Peter Primus Frosch versteht es, mit seinem Schlagzeug ebenfalls wichtige Akzente zu setzen, spielt er einerseits sehr fragil und zurückhaltend, swingt auf einigen Songs beherzt, und kann ebenfalls mit kraftvollem Druck die Stimmung bereichern. Interessant ist es, wie Nina Reiter die typischen Merkmale des Scatgesangs aufnimmt und diese dann mit Text auffüllt, das gibt dann bemerkenswerte Ausprägungen wie zum Beispiel besonders auffällig bei “Minuit“. Im Gegensatz zum Debütalbum hat sie ihr Spektrum nun erweitert und zeigt viele Facetten ihres Gesanges, wobei mir erneut auffällt, und das mag eine persönliche Einschätzung sein, ihre Art des Scatgesangs oder aller wortlosen Passagen nicht so schätze, als sehr gut sehe ich solche gefühlvollen und geschmeidigen Vorträge wie auf “A Single Rose“ an, das wirkt äußerst spielerisch und ansprechend.

Insgesamt gesehen gefällt mir Tides besser als das Debüt, weil ich bemerke, dass die Musik wesentlich offener fließt und die Band viel geschickter mit den eingeflossenen Stilen spielt. Nun, vielleicht mag das daran gelegen haben, dass man das Album zwar im Studio, aber letztlich live von einem Publikum von sechsundzwanzig geladenen Gästen einspielte. Insofern – das Thema der Platte wurde nicht verfehlt, vielmehr sehr gut getroffen!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 And Still I Rise
2 First You Come For Me, Then You Run From It
3 Minuit (Praeludium)
4 Minuit
5 Let Me Die Here
6 I
7 A Single Rose
8 II
9 Marionette
10 III
11 Twist Me A Crown Of Windflowers
12 Sweet Nothings
13 IV
14 Sleep Paralysis
Besetzung

Nina Reiter (vocals)
Stephan Plecher (piano)
Marc Mezgolits (bass guitar)
Peter Primus Frosch (drums)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>