Händel, G. F. / Hasse, J. A. (Whelan)

Mr Charles the Hungarian - Handel´s rival in Dublin


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 02.06.2023

( Linn / Outhere / Note 1 / CD / 2022 / Artikelnr. CKD 718)

Gesamtspielzeit: 64:52

Internet:

Irish Baroque Orchestra


Mr. Charles? Eine Rivale Händels?!? Nie gehört! - und "Zack", schon hat der Eyecatcher funktioniert. Denn ein bißchen hochgestapelt ist dieses Attribut natürlich schon. Gemeint ist ein ungarischer Hornist bzw. Multi-Instrumentalist, der zeitgleich zu Händels Aufenthalt in der irischen Hauptstadt (1741/1742) ebenfalls in der Stadt weilte und mutig genug war, seine Konzerte mehr oder minder parallel anzusetzen. Sein Erfolg war auch nicht unbedingt geringer, doch zielte Charles auf ein anders Publikum: Seine Auftritte waren wohl mit einigem Showeffekt verbunden, eher unterhaltsame Revue als bürgerlich-strenges Kulturevent. Seine Programmgestaltung dient dem Irish Baroque Orchestra als konzeptionelle Leitidee für dieses Album.

Dabei begegnen wir aber vor allem wiederum Musik von Händel, jedoch in leicht veränderter Gestalt. Schon zu seinen Lebzeiten schickte sich Händels Londoner Verlger John Walsh an, dessen populäre Werke in immer neuen Versionen und Arrangements zu publizieren. So finden sich in der Wassermusik anstelle der Trompeten hier etwa Klarinette und Oboe, in der Arie "Va tacito" übrnimmt die Flöte den Vokalpart und konkurriert so mit der extravaganten Hornpartie. Überhaupt: Die Bläserstimmen, gerade in ihren damals auf den Britischen Inseln noch neueren Gestalt (Klarinette, Chalumeau), sind es, die dieses Album ganz im Stile von "Mr Charles" prägen und der Musik ihren Stempel aufdrücken. Eine veritable Neuentdeckung ist dabei das hübsche kleine Concerto F-Dur für Oboe, Chalumeau und Fagott, das Johann Adolf Hasse einmal als klangfarblich versierten Kammermusikkomponisten zeigt, weit entfernt von seinen koloraturlastigen Opern.

Peter Whelan führt das Orchester, das er mittlerweile zu einem Klangkörper von internationalem Niveau geformt hat, zu einer höchst vitalen Interpretation, die unbekümmert und dennoch kunstvoll souverän den unterhaltsamen Charakter des Programms betont. So hat er den Zuhörer von der ersten Minute an - vom Eyecatcher im Titel zum Earcatcher ab Track 1 gewissermaßen.

Apropos Titel: Mr Charles betätigte sich auch selbst als Komponist. Überliefert sind seine Zwölf Duette für zwei Hörner. Eines von ihnen findet sich mit der Spielzeit von 1 Minute 26 Sekunden auch auf dieser CD. Ein "Rivale" mit überschaubarem Gewicht also.



Sven Kerkhoff



Trackliste
Georg Friedrich Händel: Il Pastor Fido-Ouvertüre: va tacito aus "Julius Cäsar"; Wassermusik; Concerto grosso G-Dur HWV 314
Johann Adolph Hasse: Concerto F-Dur
Georg Philipp Telemann: Napolitana TWV 41: B4
Lorenzo Bocchi: Sonata X
Mr. Charles: Chasse aus der Suite Nr. 1
Jean-Baptiste Lully: Marche pour la Ceremonie des Turcs aus "Le Bourgeois Gentilhomme"
Besetzung

Irish Baroque Orchestra

Peter Whelan: Ltg.


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>