Judas Priest

Screaming For Vengeance


Info
Musikrichtung: Heavy Metal

VÖ: 1982

(Columbia / Sony)


Als ich elf Jahre alt war kam 1990 das Album „Painkiller“ auf den Markt. Das Cover, der Sound und das Image von Judas Priest haben mich damals förmlich umgehauen. „Painkiller“ lief bei mir rauf und runter und ich dachte, etwas Besseres kann es nicht geben. Auf einer Party hatte dann ein Mitschüler eine Kassette von „Screaming For Vengeance“ von seinem älteren Bruder dabei. Er meinte ich könnte mir die Kassette gerne ausleihen.

Als Zuhause das erste Mal das Intro von „The Hellion“ mit dem anschließenden „Electric Eye“ aus den Lautsprechern dröhnte, war es augenblicklich um mich geschehen. Ich habe mir diese beiden Stücke mehrmals hintereinander reingezogen, so hingerissen war ich.
Es war wie Musik von einem anderen Stern, so etwas hatte ich bis dahin noch nie gehört. Da konnte das Schlagzeugsolo bei „Painkiller“ noch so reinknallen – die Intensität des Beginns der „Screaming For Vengeance“ - Scheibe hat „Painkiller“ für mich bis heute nicht erreicht. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich mir „Screaming For Vengeance“ bislang zu Gemüte geführt habe. Bei jedem Durchlauf stellt sich das Gänsehaut-Gefühl innerhalb von Sekunden ein.

Bei „Screaming For Vengeance“ handelt es sich um die achte Studio-LP der britischen Heavy Metal-Legende. Das Vorgängeralbum „Point Of Entry“ von 1981 war für Judas Priest-Verhältnisse etwas zu soft geraten. Die Band selbst war damals nicht besonders mit dem Ergebnis zufrieden. Beim Nachfolgealbum wollte man eine Schippe drauflegen, was ihnen in allen Belangen gelungen ist.

Total beeindruckt hat mich damals wie heute der Gesang von Rob Halford. Wie variabel er seine Stimme einsetzt, ist schier unglaublich. Wenn man die Tonlagen der jeweiligen Stücke vergleicht, fällt auf, dass er beim majestätischen „Riding On The Wind“, bei der Abrissbirne „Screaming For Vengeance“ oder beim fiebrigen „Devil’s Child“ in geradezu unerreichbare Höhen emporsteigt.
Bassist Ian Hill bildet zusammen mit Schlagzeuger Dave Holland ein fabelhaftes Rhythmusgespann, das jedes Stück songdienlich nach vorne peitscht und genau das hinzufügt, was gebraucht wird.
Das Gitarrengespann Glenn Tipton und K. K. Downing spielt sich die wahnwitzigen Läufe je nach Lust und Laune zu und lässt einem dabei Hören und Sehen vergehen.
Vor allem der Beginn von „Bloodstone“, die Solos von „Screaming For Vengeance“ oder das leider in Vergessenheit geratene Stück „Fever“ sind unsterbliche Heavy Metal-Klassiker mit ganz viel Gefühl, Power und Melodie. Und man vergesse „You’ve Got Another Thing Comin‘“ nicht. Das Stück wurde zu einer Judas Priest-Signaturhymne, die bei keinem ihrer Konzerte fehlen darf. Dieser Groove, diese Melodie, dieser Chorus – kann man diese Art von Musik besser machen?
Für den perfekten Sound sorgte Produzent Tom Allom, der „Screaming For Vengeance“ einen zeitlosen Anstrich verpasst hat. Auch das ikonische Cover von John Berg ist ein Klassiker. Beim Album „Firepower“ von 2018 ist die Ähnlichkeit des Covers sicher nicht rein zufällig entstanden.

Die Tour zu dem Album war ein weltweiter Erfolg. Mit dieser Scheibe konnten sich Judas Priest nachhaltig auf dem amerikanischen Markt etablieren.
Wer sich von der damaligen Popularität der Band überzeugen möchte, sollte sich die 30-Jahre-Jubiläums-Edition von „Screaming For Vengeance“ aus dem Jahre 2012 zulegen.
Hier ist eine Live-DVD des US-Festivals von 1983 enthalten, bei dem Judas Priest vor 500 000 Fans gnadenlos abräumen. Eine weitere Empfehlung ist die Judas Priest DVD „Live Vengeance 82“, die ebenfalls von dieser Tour stammt. Wie gesagt: Besser geht es nicht!



Stefan Graßl



Trackliste
1The Hellion
2Electric Eye
3Riding On The Wind
4Bloodstone
5(Take These) Chains
6Pain And Pleasure
7Screaming For Vengeance
8You’ve Got Another Thing Comin‘
9Fever
10Devil’s Child
Besetzung

Rob Halford: Vocals
Ian Hill: Bass
Dave Holland: Drums
K.K. Downing: Guitars
Glenn Tipton: Guitars



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>