Musik an sich


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Beth Hart: Kleiner Rahmen, riesige Stimme




Info
Künstler: Beth Hart

Zeit: 03.04.2011

Ort: Nürnberg - Hirsch

Internet:
http://www.bethhart.com

Beth Hart habe ich habe die schon einmal live im Vorprogramm von Journey in Karlsruhe gesehen, wo sie mir nicht besonders gefallen hat. Aber in einem kleinen Club wie im Hirsch könnte das Ganze interessant werden. Dort angekommen ist noch nicht allzu viel los. Der Club ist zwar nicht ausverkauft, aber doch sehr gut gefüllt. Beth Hart geht ziemlich pünktlich um 21 Uhr auf die Bühne und legt am Anfang noch ziemlich ruhig mit melodischen, aber intensiven Pianoballaden los. Sie spielt das Instrument selbst und singt dazu. Die Frau hat eine Wahnsinnsstimme, so viel ist auf jeden Fall klar. In Karlsruhe hat sie in einer riesigen Halle auf einer viel zu großen Bühne einige dieser Songs auf diese Art präsentiert, was in meinen Augen nicht funktioniert hat. Im Hirsch, bei Clubatmosphäre ist dies eine ganz andere Sache. Nach ein paar Songs kommen ein Bassist, Gitarrist und Schlagzeuger auf die Bühne und ab da wird’s rockig.

Auch hier macht Beth Hart, die zu jeder Sekunde des Konzerts authentisch rüber kommt, eine gute Figur. Beth Hart ist eine attraktive Frau mit langen Haaren, Tattoos und bringt schon allein deswegen eine amtliche Rock’n’Roll-Attitüde mit. Sie würde Pink, einen Superstar, der Millionen CDs verkauft, vom gesanglichen her locker übertrumpfen. Sie singt sich manchmal derart in Rage, dass man Angst haben muss, sie kippt auf der Bühne um. Sie wirbelt förmlich über die Bretter, schreit, faucht, schwitzt - sie gibt alles und singt sich bis an den Rand der Erschöpfung. Die Band setzt Beth Hart sehr gekonnt in Szene, das Konzert ist eine absolute Spitzenleistung aller Beteiligten. Viele der anwesenden Fans kennen die meisten Songs von ihr eh auswendig und singen diese natürlich mit. Beth schafft es auch völlig problemlos, das Publikum anzustacheln und zu animieren.

Ich habe im „Rocks“-Magazin eine Story über Beth Hart gelesen. Sie hatte Drogenprobleme, war schon ganz tief unten - und das spürt man. Die Songs haben sehr viel Seele und manchmal eine faszinierende Melancholie. Bereits mit fünfzehn Jahren war sie heroinabhängig, ihre Leidenschaft zur Musik hat sie aus dieser Sucht befreit. Ihre Schwester starb an einer Überdosis Drogen - dieses Thema und die ganze Tragik, die dabei stets präsent ist, drückt sich in ihrer Musik aus.

Nach über zwei Stunden endet das phänomenale Konzert. Beth Hart bekommt zu Recht sehr viel Beifall des Nürnberger Publikums. Dieser Konzertabend war ein absoluter Leckerbissen. Einziger Wermutstropfen: Mit dieser Stimme, diesen tollen Songs und einer derartigen Bühnenpräsenz ist es eigentlich ein Witz, das sich Beth Hart im Hirsch abmüht. Wenn man bedenkt, dass sie bei ihrem letzten Album von keinem Geringeren als dem legendären Gitarrenheld Slash (Ex-Guns n’ Roses) unterstützt wurde und auf ihrem zukünftigen Album mit Joe Bonamassa zusammenarbeitet, ist dies noch weitaus weniger nachvollziehbar. Sie gehört meiner Meinung nach auf die ganz großen Bühnen! Ob sie das jedoch überhaupt möchte und das dann auch funktionieren könnte, ist die andere Frage…




Stefan Graßl



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