Musik an sich


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Bach, J. S. (Forck – Mai)

Die Kunst der Fuge


Info
Musikrichtung: Barock Ensemble

VÖ: 21.01.2011

(Harmonia Mundi / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2009 / Best. Nr. HMC 902064)

Gesamtspielzeit: 77:41



BACH-SPEKTRUM

Nach der DVD-Produktion (s. Rezension) folgt jetzt auch die CD-Einspielung von J. S. Bachs Kunst der Fuge durch die Berliner Akademie für Alte Musik. Das Ensemble hat sich für eine sehr abwechslungsreiche Besetzung mit „Registern“ aus barocken Tasten-, Streich- und Blasinstrumenten entschieden, um die Kontrapunkte als musikalisches Gesellschaftsspiel zu inszenieren.
Interpretatorische Freiheit und historisch informierte Strenge halten sich dabei die Waage. Der Ansatz ist, bei aller kontemplativen Gelassenheit im Großen, im Kleinen gleichwohl immer klar und prägnant durchgeformt. So arbeitet Ensemble die unterschiedlichen Facetten der Musik – kontrapunktische Spekulation, virtuoses Konzertstück, Charakterstück, Variationenzyklus – plastisch heraus. Die Besetzungsvaritionen sorgen nicht nur für Abwechslung, sondern leuchten die Konstruktionen beziehungsreich aus, z. B. wenn die Spiegelfugen in komplementären Arrangements erklingen: 12a erklingt im Tutti, 12b wird in radikaler Konzentration auf dem Cembalo dargeboten; 13a folgt mit 3 Bläsern, 13b mit 3 Streichern.
Während die reinen Bläserbesetzungen vor allem aufgrund ihrer rustikalen Holzbläserstimmen die Stilo-antico-Anmutung mancher Fugen betonen und auf die Renaissance-Wurzeln von Bachs Zyklus verweisen, erzeugen die klangvollen Tutti-Besetzungen eine nachgerade romantische Wirkung. Indem Bachs universaler musikalischer Geist auf diese Weise bewusst gemacht wird, gerät dieses kontrapunktische Gesellschaftsspiel auch zu einer imaginären Zeitreise.

Die CD bietet eine vollständige Version mit sämtlichen Kontrapunkten und Kanons. Da das Verständnis dieser Musik durch eine Visualisierung nicht wirklich bereichert wird, gebe ich der Studioproduktion den Vorzug vor dem auf der DVD dokumentierten Live-Mitschnitt.



Georg Henkel



Besetzung

Akademie für Alte Musik Berlin

Bernhard Forck & Stefan Mai: Violine



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