Musik an sich


Editorial

Liebe Leser,

natürlich, die MAS ist ein Musikmagazin und sollte sich so unpolitisch wie möglich verhalten. Sollten sie das wirklich? Nein, eigentlich denke ich, dass wir in einer Zeit leben, in der man gar nicht unpolitisch sein kann. Auch viele Musiker machen Politik und bewegen etwas. Leider gibt es natürlich auch Musik mit einer völlig falschen politischen Motivation.

Bei den Ereignissen der letzten Wochen, der Katastrophe in Japan, der dadurch entfachten Atomdiskussion, dem verstockten Diktator Gaddafi, den mehr oder weniger friedlich verlaufenen Revolutionen in Tunesien und Ägypten tritt die Musik eigentlich ein Stück weit in den Hintergrund. Bei all diesen Ereignissen sollten wir, die wir das Privileg erhalten haben in einem weitestgehend vor Naturkatastrophen sicheren und politisch ziemlich stabilen Land zu leben, einen Moment innehalten und darüber nachdenken, wie klein unsere „Probleme“ an sich sind und dass viele davon oftmals nur Mißverständnissen und der Unfähigkeit, richtig zuzuhören, geschuldet sind.

Andererseits ist die Musik in Zeiten, in denen es uns schlecht geht, oftmals eine wilkommene Stütze oder Ablenkung. Sie kann uns beruhigen, unsere Agressionen herauslassen oder uns einfach nur ablenken. Doch auch hier bleibt im Zeitalter der Reizüberflutung durch unsere bunte Multimediaweelt oft festzustellen: der Mensch verlernt zuzuhören und sich einmal mit einem Stück Musik, einem Album, intensiv zu beschäftigen. Und damit wird man der vielen intensiven und guten Musiken, die auch heute noch gemacht und veröffentlicht werden, leider nicht gerecht.

Auch in diesem Monat gibt es einige Alben, die vielen Menschen entgehen werden, weil sie eben nicht richtig zuhören, als da wären die neuen Alben der Briten von The Boxer Rebellion oder aber auch …

...ganz alte Alben, die schon lange erschienen waren, bevor der eine oder andere unserer Leser begonnen hat, sein Ohr der Musik zu leihen. Vor genau 25 Jahren hat Norbert von Fransecky sich seinen ersten CD-Spieler zugelegt. Das nimmt er zum Anlass, eine CD zu besprechen, die er im April 1986 erworben hat. Dies wird der Auftakt zu einer Kolumne, in der er Euch jeden Monat einmal in die Vergangenheit versetzt und sich an eine CD erinnert, die er 25 Jahre zuvor in seine Sammlung stellen konnte.

Viel Spaß beim Lesen wünscht….

Wolfgang Kabsch