Liebe Freundinnen und Freunde der gepflegten Musik!

Wie ihr ja wisst, bin ich gerne auf dem Live-Sektor unterwegs. Das mache ich mittlerweile seit 1999 und mir wird es bis zum heutigen Tag nicht langweilig. Was sich allerdings mittlerweile auf dem Kartenvorverkaufssektor abspielt, ist für mich nicht mehr normal.

Vor Kurzem wurde bekannt gegeben, dass Superstar Adele in München 10 Konzerte gibt. Pro Konzert 80.000 Zuschauer – das macht dann insgesamt 800.000 Zuschauer. In der Augsburger Allgemeinen vom 24.2.2024 steht in der Überschrift infolgedessen: „Adele kurbelt Münchens Wirtschaft an.“ Der Münchener Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner, der an der Planung des Events beteiligt war rechnet damit, dass jeder Konzertbesucher im Schnitt etwa 1000 Euro für Tickets, Verpflegung und Übernachtung ausgeben wird. 1,5 Millionen Übernachtungen werden erwartet, die Hotelpreise steigen in dieser Zeit natürlich ins Astronomische. Die Restposten bei den Ticketpreisen starten bei 300 Euro. Dafür darf man dann zusammen mit weiteren 80.000 Konzertbesuchern Adele auf der Leinwand bestaunen. Was sagt Baumgärtner dazu? Er wird in der gleichen Ausgabe mit „Das ist schon eine echt geile Nummer“ zitiert.

Geht es noch um Musik oder soll München als Wirtschaftsfaktor gestärkt werden? In meinen Augen ist das die reinste Abzocke. Auch wenn ich mir Adele aufgrund anderer musikalischer Vorlieben nicht anschauen würde, hört hier bei mir der Spaß auf.

Das gleiche lief vor kurzem bei AC/DC ab. Astronomische Preise, nur noch eine Rumpfbesetzung und ein Sänger, der keinen richtigen Ton mehr trifft. Wer AC/DC - Videos vom 2023 stattgefundenen Power Trip – Festival angeschaut hat und auch nur 50 Euro für das Konzert bezahlt, sollte unbedingt zum Ohrenarzt gehen. Und dann werden eine Stunde nach Vorverkaufsbeginn bei Ebay zwei Tickets für 450 Euro verkauft! Was hier mit den Fans oder wie ich es bei dieser Größenordnung nenne – dem „Eventpublikum“ – angestellt wird, ist nicht korrekt.

Für mich kommt so etwas nicht mehr in Frage. Da sehe ich die Künstler lieber live vor weniger Zuschauern und habe ein echtes Konzerterlebnis – hautnah und ohne Leinwand.

Live-Berichte könnt Ihr auch in dieser Ausgabe lesen. Ich habe mir Purpendicular mit Ian Paice und Wishbone Ash angehört. Norbert war bei den wiederauferstandenen Spandauer Lokalhelden Watering Eye. Außerdem hat er gelesen – eine Autobiographie des Sabbath-Bassisten Geezer Butler und eine Erinnerung an die „schwarze Szene“ in der DDR.

Dazu kommen unsere Standard-Kolumnen. Norbert packt Iron Maiden an unerwarteter Stelle und Ingo interpretiert Lea auf der Akustik-Gitarre.

Euer Stefan Graßl