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„The Wizard“ hat den Zauberstab endgültig aus der Hand gelegt – Ein Nachruf auf Ken Hensley (24.8.1945 - 4.11.2020)

Im Sommer hatte Norbert anlässlich des 50sten Jahrestages der Veröffentlichung des Uriah Heep Debüts Very 'eavy, very 'umble noch ein Interview mit Ken Hensley geführt und sich mit ihm locker für ein weiteres Gespräch verabredet. Das sollte stattfinden, wenn unsere Uriah Heep-Review-Reihe das Album Conquest erreicht. Norbert wollte mit Ken über die Hintergründe seines Ausstiegs bei der Band zu sprechen, die er zehn Jahre lang maßgeblich geprägt hatte. Dazu wird es nicht mehr kommen. Ken Hensley ist am 4. November 2020 im Alter von 75 Jahren überraschend verstorben.

Rein rechnerisch stellen die zehn Jahre, die Ken Hensley bei Uriah Heep war, nur 20 Prozent der 50jährigen Bandgeschichte dar, aber in diesen zehn Jahren sind über die Hälfte (13) der 25 Uriah Heep Studio-Alben veröffentlicht worden – unter ihnen sämtliche(!) Klassiker der Bandgeschichte. Ken Hensley hat in dieser Zeit die Phasen von drei der fünf, bzw. sechs Uriah Heep-Sänger begleitet – David Byron (1969-1976), John Lawton (1976-1979) und John Sloman (1979-1981). Es folgten nach Kens Ausstieg Pete Goalby (1982-1985), Steff Fontaine (1986, der allerdings auf keiner Veröffentlichung auftaucht) und seit 1986 Bernie Shaw.


Vor seinem Engagement bei Uriah Heep war Hensley in den Band The Gods, Toe Fat, Headmachine und Weed aktiv, in denen er zum Teil schon mit späteren Heep-Musikern zusammenspielte. Gelegentlich wird die Gründung von Heep als Fusion der Gods (u.a. Hensley, Paul Newton, Lee Kerslake) mit Spice (David Byron, Paul Newton, Mick Box) beschrieben. Das aber ist nicht zu halten. Spice existierten bereits in der Besetzung David Byron (Voc), Paul Newton (B), Mick Box (Git) und Alex Napier (Dr), als sie sich entschlossen einen Keyboarder mit ins Boot zu holen. Da erinnerte sich Newton an Hensley mit dem er bereits bei den Gods gespielt hatte. Lee Kerslake kam erst zum vierten Heep-Album Demons and Wizards zur Band.

Hensley erarbeitete sich schnell eine führende Rolle bei Uriah Heep. Beim Debüt taucht sein Name nicht ein einziges Mal in den Credits auf. Das hatte rechtliche Gründe, sagt er. Mick Box meint dagegen, dass die Stücke bereits weitgehend fertig geschrieben waren, als Ken zur Band stieß. Beim Nachfolge-Album Salisbury ist er bei sämtlichen sechs Stücken als Mitkomponist genannt. Drei sind von ihm allein geschrieben. Darunter der Song, der - allerdings erst einige Jahre später – zum Signature Song von Uriah Heep werden sollte: „Lady in Black“. Auf der ersten Uriah Heep-Best of (1976) war er noch nicht enthalten. Dave Byron war das Stück zu simpel. Er soll sich geweigert haben, es zu singen. So wurde Ken Hensley auch die Stimme Heeps auf diesem unkaputtbaren Klassiker.
Die 1977er Re-Issue von „Lady in Black“, die den Titel zum Signature-Song von Uriah Heep machte - Ken Hensley in der Mitte mit Zigarette

Hauptschreiber der Band sollte er bis zu seinem Ausstieg bleiben. Einige Scheiben, wie z.B. High and mighty und Firefly hat er fast komplett im Alleingang geschrieben. Sein Ausstieg 1980 hatte wohl verschiedene Gründe. Dass man mit John Sloman einen Sänger in die Band geholt hatte, gegen den er massiv Widerspruch eingelegt hatte, war wohl nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Uriah Heep hatten für ihn ohne Gary Thain und vor allem Dave Byron ihre Magie verloren.

In einem früheren Interview sagt er mir 2018 auf die John Lawton-Jahre angesprochen: „In diesen glorreichen Tagen [mit Byron und Thain, NvF] konnte ich mit einem Song zu der Band kommen, und die Band schnappte ihn sich und machte einen Heep-Song daraus. Meine Songs sind oft sehr poppig und der Einfluss der unglaublich rockenden Band holte sie aus dieser Ecke raus. Nach David passierte das nicht mehr und niemand schrieb etwas in dieser Art. Mit der Chemie, von der David und Gary (Gary Thain, Bassist von 1972-1975; NvF) ein großer Teil waren, wanderte auch die Band in eine weitgehend identitätslose Richtung.“ Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass er nach der Jahrtausendwende mit der Hensley Lawton Band an den Start ging.

Große Erfolge erreichte Hensley nach seinem Ausstieg bei Uriah Heep nicht mehr, weder mit Blackfoot, bei denen er in der ersten Hälfte der 80er Jahre drei Alben veröffentlichte, noch mit seinen Solo-Alben, die seit 1990 in lockerer Folge erschienen. Außerdem war er gelegentlich als Gastkeyboarder auf Alben anderer Bands zu hören, so z.B. auf Headless Children von W.A.S.P. und Cinderellas Heartbreak Station, der Ayreon-Single Loser oder Therions Gothic Kabbalah.

Zwischenzeitlich war er als Export Manager für den Musikinstrumenten-Vertrieb St. Louis Music tätig.

Kenneth William David Hensley wurde am 24. August 1945 in Plumstead, eine Stadtteil in Süd-Ost London, geboren. Er hatte drei Bürder und eine Schwester. Mit 12 begann er Gitarre zu spielen. Im September 1960 hatte er in Stevenage (Hertfordshire), wohin die Familie 1955 verzogen war, seinen ersten öffentlichen Auftritt.

Ken Hensley hatte zum Ende seines Lebens seine Wahlheimat in Spanien gefunden. Er starb am Abend des 4. November 2020 nach kurzer Krankheit in Agost, einem Dorf in der Nähe von Alicante, begleitet von seiner Frau Monica.

Norbert von Fransecky


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