····· Zwischen Grunge und Pop suchen Woo Syrah ihren Weg ····· Der zweite Streich von Billy Idol neu und erweitert ····· Die Hamburger Ohrenfeindt sind „Südlich von Mitternacht“ auf der Überholspur ····· BAP gehen auf Zeitreise in ihre besten Jahre ····· David Hepworth erzählt die Geschichte vom Tonstudio neben dem Zebrastreifen ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Dritte Wahl

Gib Acht!


Info

Musikrichtung: Punk Rock

VÖ: 05.11.2010

(Dritte Wahl Records)

Gesamtspielzeit: 57:59

Internet:

http://www.dritte-wahl.de
http://www.myspace.com/drittewahlrostock

Ja endlich! Dritte Wahl waren zwar nie wirklich weg, es hat aber doch geschlagene fünf Jahre gedauert, bis es nach dem letzten Studiolangdreher Fortschritt neue Musik aus Rostock gibt. Ist ja auch irgendwie verständlich, schließlich musste man damals erst einmal den Tod von Bassist und Freund Marko „Busch'n“ Busch verdauen. Aber nun läuft die Maschine wieder auf Hochtouren und auf Gib Acht! ist keine Spur von einem kreativen Loch mehr zu spüren. Dritte Wahl waren schon immer etwas anderes als eine gewöhnliche Punkband. Sie agierten stets irgendwo zwischen klassischem Punkrock und Metal und wagten so manchen Schlenker. Daran hat sich glücklicherweise nichts geändert und das achte Album ist ein wahres Füllhorn an starken Songs ohne Stillimitierungen geworden.

Der eröffnende Titelsong ist noch ein recht zackiger und typischer Punkrocker, doch bereits „Das sieht gut aus“ schlägt mit den Bläsern von Directors Cut und den Skatoons voll in die Ska-Kerbe und lädt zum Beineschwingen ein. Geblasen wird auch nochmals beim sehr dynamischen „Alles für den Wind“. Zusammen mit Cultus Ferox' Dudelsackspieler Dr. MaBoose setzt man sich glatt in die Verwandtschaft der Dropkick Murphys. „Wo ist mein Preis?“, an sich ein flotter, mitsingbarer Rocksong, zeichnet sich durch sein Cembalo-Intro und die generelle Verwendung von Keyboards aus. Ebenso der quasi Schluss „Danke!“, das voll auf einem beständigen Keyboard-Loop aufbaut und regelrecht leidenschaftlich vorantreibt. „Ich bin's“ ist gar eine sehr melancholische Klavierballade geworden, bei der Gunnar nicht wie sonst mit rauer Stimme röhrt, sondern glatt an den jungen Udo Lindenberg erinnert.

Tja, hier wird doch einiges vom Hörer abverlangt und bei Dritte Wahl ist (mal wieder) kein Platz für Scheuklappen. Typische und starke Punksongs gibt es aber natürlich auch. Und die hören dieses Mal auf die Namen „Ich bin dafür“, „Keine Angst“ (ein ganz und gar grandioses Cover!), „Morgen schon weg“, „Alles wird gut“ und „Aufhör'n kann ich gut“. Übrigens die einzige etwas verzichtbare Nummer auf Gib Acht!. Was sich in all den Jahren nicht verändert hat, ist dass die Band immer noch ungemütlich und idealistisch ist. Beispiele: „Das sieht gut aus“, eine sehr ironische Schelte gegenüber der momentanen Show-Politik, und „Gib Acht!“, ein Lied über die negativen Entwicklungen unserer Zeit in Form von Generalüberwachung, Internet-Hypes & Co. Dabei ist man aber weit davon entfernt, immer nur den Stinkefinger in die Luft zu strecken und gegen alles zu sein, was man auf fast sarkastische Weise in „Ich bin dafür“ verarbeitet.

Am Ende kann man nur sagen: Danke Dritte Wahl für diese Album-Granate! Es ist nicht nur die bestproduzierte (sollte kein Widerspruch zum Punk-Ethos sein) und wohl auch abwechslungsreichste Platte in der Bandgeschichte, sondern auch eine der besten. Die Musik der Band geht immer noch über den Horizont so mancher Punkband hinaus, ohne dass man in den all Jahren die erworbene Integrität verloren hätte. Und genau das macht das Trio auch weiterhin nicht nur für das übliche Klientel interessant!



Mario Karl

Trackliste

1Gib Acht!2:47
2Das sieht gut aus3:34
3Wo ist mein Preis?3:16
4Ich bin dafür3:06
5Alles wird gut3:11
6Keine Angst3:11
7Alles für den Wind4:24
8Fliegen5:21
9Mama, hol' den Hammer1:47
10Auhörn'n kann ich gut1:56
11Ich bin’s4:25
12Morgen schon weg4:00
13Singles (Junge Frau zum Mitreisen gesucht)2:11
14Danke4:45
15---8:00
16Ich bin dafür II2:05

Besetzung

Gunnar Schröder (Gesang, Gitarre)
Stefan (Bass)
Jörn „Krel“ Schröder (Schlagzeug)
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger