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Reviews

Mortician

Titans


Info

Musikrichtung: Thrash / Power Metal

VÖ: 17.04.2020

(Pure Underground / Soulfood)

Gesamtspielzeit: 39:50

Internet:

http://www.mortician.at
http://www.puresteel-records.com

Hatten es die Österreicher Mortician in ihrer ersten Aktivitätsperiode in den Achtzigern nur auf eine EP und zwei Demos gebracht, so entstehen in der zweiten Aktivitätsperiode seit 2009 neben Rückblicken auf das alte Material auch neue Full-Length-Aufnahmen, wenngleich auch diesmal durchaus mit größeren Abständen. Titans etwa erblickte erst sechs Jahre nach seinem Vorgänger Shout For Heavy Metal das Licht der Welt. Man muß natürlich aufpassen, dass man nicht versehentlich ein Album der gleichnamigen Amerikaner einsackt – es dürfte zwar eine gewisse Schnittmenge von Personen geben, die beiden Combos etwas abgewinnen können, aber garantiert ist das selbstredend nicht: Während die Amis im Death Metal poltern (und dort nicht gerade in der filigransten Ecke), bewegen sich die Vorarlberger in der Schnittmenge aus Power und Thrash Metal und geben intelligenten Strukturen, gar Melodien immer den Vorzug vor rohem Geholze. Sänger Twain Cooper kann durchaus singen, also tut er es zumindest phasenweise auch – und gerade der Titeltrack wäre mit herben Vocals vermutlich deutlich weniger beglückend ausgefallen, während die unmelodischer kreischende Variante im Stile von Overkill-Blitz etwa in „Spiral Of Death“ durchaus auch ihre Reize hat. Dazu mischt die Band gelegentlich Sprachsamples, Geflüster oder andere vokale Äußerungen ein, in auffälliger Häufung übrigens gleich in den ersten drei Songs von Titans je eine Passage, wobei festzuhalten bleibt, dass es sich hier keineswegs um Versuche handelt, irgendwie modern oder zeitgemäß zu klingen, sondern vermutlich inhaltliche Konnotationen den Ausschlag gegeben haben. Dazu treten vor allem in den Refrains gelegentliche Gangshouts in klassischer Manier, und wenn eine Passage wie das Intro von „Hell Raiders“ den Mitmachpart schon vorkonzipiert, steht dann auch fest, dass das Quartett entsprechende Routine besitzt, wie man sein Publikum um den Finger wickelt, wenngleich gerade in diesem Falle die betreffende Passage etwas in die Irre führt: Sie klingt nämlich ein wenig nach Accept und stampft kräftig vor sich hin, während der Hauptteil des Songs dann aber in Speedtempo umschaltet und nur in einigen Breaks markant Geschwindigkeit herausnimmt. Klar, die Biker-Gang, um die es hier zu gehen scheint (Zweiradexperten können sicher anhand der eingesampelten Motorradgeräusche erkennen, welcher Typ gefahren wird), muß verkehrsbedingt halt auch mal langsamer fahren, wenngleich der Text das bestreitet – aber wann und warum sie das tut, das muß man sich erst schrittweise zu erschließen versuchen, und in anderen Songs ist zumindest dem Rezensenten dieser Erschließungsprozeß bis zum Reviewzeitpunkt nicht gelungen, etwa im Titeltrack, der eigentlich als große Hymne angelegt ist, aber zwischendurch mal eher unmotiviert losspeedet. Andererseits kann man Chefkomponist Thomas Metzler nicht vorwerfen, zu eindimensional zu komponieren, und er hält sich auch von sogenannten progressiven Anwandlungen fern und traut sich durchaus, seine Ideen entsprechend schrittweise zu entwickeln, anstatt immer neue Ideen aufeinanderprallen zu lassen bzw. aneinanderzuhängen – da gehört er als einer der beiden letzten Verbliebenen der Ur-Mortician dann doch zur alten Schule. Schön durchzuhören ist das beispielsweise in „Screamers“, das genau eine Grundidee in klassischer Manier verarbeitet und Drummer Alex Astivia auch nur im Refrain aus dem treibenden Midtempo knapp unter der Speedgrenze die letztgenannte überschreiten lassend, wobei die Gestaltung der Bridge so classicmetaltypisch ausfällt, dass man schon beim ersten Hören wissend nickt, ohne Metzler aber irgendwo ein Plagiat unterstellen zu wollen. Im Refrain verzichtet er übrigens auf eine Rhythmusgitarre, wie es auch in der Livesituation wäre – das Hauptsolo hingegen würde, um es 1:1 live umzusetzen, definitiv einen Zweitgitarristen brauchen. Mit „Rebel Heart“ steht auch eine Komposition von Cooper auf der Scheibe, und die bleibt gleich konsequent im Classic Metal, verzichtet konsequent auf irgendwelche Thrash-Anwandlungen und gehört ebenfalls zu den Beispielen für die Umsetzung genau einer Grundidee in genau einen Song. Nur der Übergang aus dem Hauptsolo in den letzten Refrain wirkt dann doch ein wenig zu bemüht.
Den Texterjob auf der Scheibe teilen sich Cooper und Bassist Patrick Lercher (letzterer der andere aus der alten Besetzung), und die beiden mixen klassische Metal-Thematiken, die man nicht immer so ganz ernst nehmen muß (darunter fallen etwa die genannten Höllenbiker), mit Nummern wie „Ratlines“ (über die diverse Nazi-Funktionäre nach dem Zweiten Weltkrieg unter den Augen der halben Weltöffentlichkeit nach Südamerika entfleuchten) oder „Blood Sucking Industry“ (über diverse Aspekte des heutigen Kapitalismus), in denen dann doch etwas mehr Gehalt steckt.
Generell fällt übrigens auf, dass der Thrash-Anteil in den ersten Songs höher ist und in der zweiten Albumhälfte eher Power Metal dominiert, gipfelnd im Closer „You Can’t Stop Rock’n’Roll“, das zwar kein Twisted-Sister-Cover darstellt, aber trotzdem den klassischsten Ausdruck der gesamten knapp 40 Minuten besitzt und gitarrenseitig tatsächlich althergebrachte Rock’n’Roll-Harmonien durch den Wolf dreht, wobei die zentrale Widmungsfigur des Songs Lemmy darstellt, Metzler aber (über die grundsätzlichen Rock’n’Roll-Elemente hinaus) darauf verzichtet, die Musik zu nahe an Motörhead heranzuführen (am Soloende darf auch Lercher mal solieren, aber der Baßsound ist ein völlig anderer als der Lemmys), und auch Cooper gibt uns stimmlich nicht den Kilmister, was schneller ins Beinkleid gehen kann, als man gemeinhin vermuten würde. Obwohl gerade diese untypische Nummer auch die markanteste der Scheibe ist und die ganz großen Highlights fehlen, macht der geneigte Freund von Klängen zwischen Thrash und Power Metal mit Fokus auf letztgenanntem jedenfalls nichts falsch, wenn er den Titans ein Ohr gönnt.



Roland Ludwig

Trackliste

1Inmates4:14
2Spiral Of Death5:08
3Titans Of Rock4:57
4Hell Raiders5:02
5Ratlines4:16
6Screamers4:52
7Rebel Heart4:02
8Blood Sucking Industry4:16
9You Can’t Stop Rock’n’Roll2:59

Besetzung

Twain Cooper (Voc)
Thomas Metzler (Git)
Patrick Lercher (B)
Alex Astivia (Dr)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger