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Reviews

Joe Jackson

What a Racket! (Mr. Joe Jackson presents Max Champion)


Info

Musikrichtung: Music Hall / Roaring Twenties

VÖ: 24.11.2023

(Ear)

Gesamtspielzeit: 41:54

Joe Jackson präsentiert sich mit diesem Album als verdienstvoller Musik-Archäologe. Die Stücke von Max Champion, die er hier zum Leben erweckt, waren fast hundert Jahre lang vergessen, bevor sie in den Jahren von 2014 bis 2019 wieder auftauchten und von Joe Jackson aufgegriffen werden konnten. Der 1882 in East London geborene Champion, ein Verwandter des bekannten Music Hall Künstlers Harry Champion, war im Ersten Weltkrieg an der Westfront gefallen. So konnten seine brillanten Stücke in Vergessenheit geraten.

Eine schöne Geschichte, die nur einen klitzekleinen Fehler hat. Sie ist vollständig fiktiv. Im Gegensatz zu Harry Champion hat es Max Champion nie gegeben. Max Champion ist Joe Jackson, der mit What a Racket! eines der besten Alben seiner Karriere abliefert. Der schwer zu kategorisierende Musiker, der sich schon den unterschiedlichsten Stilen gewidmet hat, geht mit diesem Album so weit in der Musikgeschichte zurück, wie nie zuvor.

What a Racket! ist so etwas wie der radikalisierte Bruder (oder Schwester) von Jumpin‘ Jive. 1981 widmete Jackson sich der Swing-Ära, indem er Songs aus eben dieser Zeit coverte und sie unter seinem Namen veröffentlichte. Nun geht er noch einmal ein paar Jahre weiter zurück und schreibt eigene Stücke, die um die (vorletzte) Jahrhundertwende herum entstanden sein könnten, und schiebt sie einem fiktiven Musiker dieser Zeit in die Schuhe.

Und der Zeitsprung gelingt. Man fühlt sich im Zirkus, im Kabarett, im Café-Haus, eindeutig in Europa. Die Sprache der Songs versetzt uns nach London. Aber es könnte wohl auch Berlin, Prag oder Budapest sein. Viele Stücke könnte man sowohl von ihrer Stilistik wie ihrem Zynismus her in die Drei-Groschen-Oper einbauen. Wir finden Couplets, Walzer, Zirkusmusik, Shantys.

Inhaltlich legt Jackson sich nicht fest. „Dear old Mum“ taucht in ein Milieu zwischen Zille und Dickens ein. Eine Mutter verliert ein Kind nach dem anderen und verhält sich ihren Kindern gegenüber nicht gerade zartfühlend. „Dear old Mum“ antwortet mit Mutterliebe: „Du bist die einzige Mutter, die ich kenne.“ In „Never so nice in the Morning” erzählt eine Nachgestalt, dass mit ihr am frühen Morgen nichts anzufangen ist. Das Thema des fantastischen „The Bishop and the Actress” hat Jackson schon in dem genialen „Sunday Papers” aufgegriffen.

In der Vergangenheit hat Joe Jackson schon das eine oder andere Album abgeliefert, beim dem man das Gefühl hatte, der zumindest teilweise in Berlin residierende Künstler hätte sich in der strengen deutschen Teilung zwischen E- und U-Musik für ersteres entschieden. Dem streckt er mit What a Racket! den Mittelfinger entgegen.



Norbert von Fransecky

Trackliste

1Why, why, why? 4:36
2The sporting Life 4:02
3Dear old Mum 4:28
4Monty Mundy (is Maltese)! 3:02
5The Shades of Night 5:12
6What a Racket! 2:29
7The Bishop and the Actress 2:36
8Think of the Show! 2:44
9Never so nice in the Morning 5:08
10Health & Safety 3:45
11Worse Things happen at Sea 3:51

Besetzung

Max Champion (Voc)
Albert Bonehill (Erste Geige)
Bessie Macdermott (Zweite Geige)
Harry Penrose (Viola)
Hetty Leno (Violoncello)
Eugene Robey (Kontrabass)
Jack Chevalier (Drums, Perc)
Vesta Merson (Flöten)
Dan Fyffe (Klarinette)
Gus Leybourne (Trompete)
George Tilley (Posaune)
B. Waldorf (Piano)
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