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Reviews

Erik Dahl Ensemble

Everyone's Too Sad For Everything


Info

Musikrichtung: Jazz Fusion

VÖ: 14.09.2023

(SVALKA)

Gesamtspielzeit: 60:19

Internet:

https://erik-dahl.se/
https://www.hemifran.com/news/
https://svalkarecords.com/

Erik Dahl ist ein Pianist und Komponist aus Schweden, Göteborg ist seine Heimatstadt. Seine Musik wird allgemein als sehr melodisch und auch melancholisch beschrieben, von hoher Vorstellungskraft behaftet, mit Elementen der Filmmusik.

Durch die Verwendung von Electronics erweitert er den Rahmen seiner Kompositionen, die grundsätzlich auf Elementen von Jazz und auch Kammermusik angesiedelt sind. Mit Everyone's Too Sad For Everything legt er mit dem Erik Dahl Ensemble die zweite Veröffentlichung vor. Geprägt sein soll die Musik von der Zeit der Isolation während der Corona-Pandemie, mit entsprechend aus dieser Situation heraus entstehenden Emotionen.

So hat sich der Protagonist auch dazu in etwa so geäußert: Ich wollte dieses spezifische Gefühl in Musik umwandeln. Die Einsamkeit, eine aufsteigende Melancholie, Traurigkeit, die kommt und geht. Als ich anfing, die Musik zu schreiben, stieß ich in einem Buch auf den Satz „Jeder ist zu traurig für alles“. Die Worte sind paradox, zunächst klingt es so düster. Aber es gibt noch etwas anderes, leicht Absurdes, fast Humoristisches. Seine Traurigkeit mit anderen zu teilen, ist eigentlich irgendwie hoffnungsvoll.

Die Mitglieder des Ensembles sind renommierte Musiker der schwedischen Jazz- und Volksmusikszene. Insofern gesellt sich hin und wieder auch die eine oder andere Spur von Volksmusik hinzu und bietet mit den anderen Zutaten beste Voraussetzungen für sehr spannende und vielseitige Musik.

Die Spannung wird eingeleitet mit "Lagim", ein dramatisch wirkender Auftakt mit schwebenden Blasinstrumenten, rollenden Drums und tupfenden Piano-Klängen. Später entwickelt sich eine Art Thema, das mich hinsichtlich seiner leichten "Schrägheit" stark an Kompositionen von Frank Zappa, aus dessen frühen Jahren, erinnert. Und so erleben wir bereits gleich zu Beginn einen ständigen Wechsel, der sich später in den übrigen der insgesamt zehn Songs wiederholen wird.

Es werden vom Erik Dahl Ensemble Gemälde entworfen, die teils abstrakt sind, aber auch romantische und melancholische Farben aufweisen, sehr expressionistisch. Für den Betrachter dieser "Gemälde" gibt es reichlich zu entdecken, viel zu deuten aufgrund der eigentlich offen gehaltenen Aussage der Songstrukturen. Dramatische Passagen, die durch das Zusammenspiel von Bläsern und Violine besonders hervorgehoben werden, treffen auf verträumt und wegtreibend wirkende Pianopassagen, die in ihrer Strahlkraft noch durch das ausfüllende Element des Basses verstärkt werden.

Letztlich wirken die zehn Songs von Everyone's Too Sad For Everything auf mich wie eine Art Suite, meistens in Moll zelebriert. Obwohl durchaus mit einem Hauch von Avantgarde behaftet, wirkt diese Musik insgesamt nicht schwer zugänglich, sondern kann sehr stark berühren, es gibt einige Passagen, die dann ganz besonders ans Herz gehen, ich bemerke das stark bei "The Fragile Ones", hier ist es besonders das Piano-Solo von Dahl, aber auch wenn später das Violinen-Solo einsetzt, dann wird eine große Schönheit ausgestrahlt, das sind einige von mehreren Wohlfühlelementen, die diese verwobene Musik dennoch nahe bringt.

"Unfolding", hier setzt Dahl verstärkt Elektronik ein, mit fast zehn Minuten ist das der längste Song und stellt für sich allein bereits eine kleine Suite dar. Anteile von Jazz Rock der siebziger Jahre, mit britischer Ausrichtung, Richtung Ian Carr's Nucleus zum Beispiel, lassen hier mehr Lebendigkeit auftreten, zum Schluss hin meint man gar, fette Breitseiten von Gitarren zu vernehmen, wäre natürlich auch interessant gewesen, einen Gitarristen einzubinden.

Mit "Ceremony" erleben wir einen eher ruhigen Song, das Gleiche gilt für "Too Sad", auch das ist wieder stark emotional behaftet, diese Traurigkeit spürt man, sie wurde trefflich umgesetzt. Aber es ist keine düstere Traurigkeit, sie wirkt doch tatsächlich ein wenig romantisch. Zum Schluss wird es blumig, da gibt es "Frostblumen für Emma Niskanpää". Sind da die Eisblumen gemeint, an die ich mich auch noch aus meiner Kindheit erinnere? Wenn ich morgens aufstand, es gefroren hatte und ich aus dem Fenster schaute, dann waren sie da - diese zauber- und märchenhaften Eisblumen an den Fensterscheiben. Ja, das gibt es heute gar nicht mehr. Und so erweckt "Frostblommor till Emma Niskanpää" für mich zumindest die Erinnerung daran und verabschiedet mit einem offenen Rhythmus, im Spiel zwischen swingenden und rockenden Elementen, ganz verspielt aus dieser Platte mit solch ungewöhnlicher Musik, die in ihrer Art etwas Einzigartiges aufweist.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Lagim (6:01)
2 The Woods Within (6:10)
3 Join The Dots (4:39)
4 The Fragile Ones (6:09)
5 Nocturnal (2:26)
6 Unfolding (9:35)
7 Vulkan (3:56)
8 Ceremony (7:36)
9 Too Sad (7:31
10 Frostblommor till Emma Niskanpää (6:16)
(All music composed and arranged by Erik Dahl )

Besetzung

Erik Dahl (piano/electronics)
Anna Cochrane (violin/viola)
Andreas Thurfjell (alto/baritone saxophone/clarinet)
Anna Malmström (clarinet/bass clarinet)
Viktor Reuter (double bass)
William Soovik (drums/percussion)
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
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