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Reviews

Alf Carlsson

Lights


Info

Musikrichtung: Jazz Rock / Fusion

VÖ: 01.09.2023

(Naxos Prophone Records)

Gesamtspielzeit: 49:11

Internet:

http://alfcarlsson.com/
https://jazzfuel.com/
https://naxosdirekt.de/labels/prophone-4821

Und wieder führt der jazzige Weg nach Schweden, heute stelle ich die aktuelle Platte Lights des schwedischen Gitarristen Alf Carlsson vor. Es ist sein Debüt-Album, und welche Absicht dahinter steckt, führt er selbst aus im Innenteil der CD-Verpackung: What I wanted to achieve with this record was to reconnect with who I am, unfiltered. As light being split in a prism, I want to invite the listener to my eclectic musical self and all its colors.

Ja, danke, Alf, für Deine Einladung, ich nehme sie gern an und will dabei sein, wenn ich dem Farbenspiel lauschen kann. Und mit dem Eröffnungstitel, "Gråtlåten (The Crying Tune)" werde ich ganz leicht und locker im Ausdruck empfangen, die Musik fliegt dahin und steigert sich langsam in einen Rausch zwischen Jazz und Rock, der Song erinnert mich im Aufbau und im Ausdruck sehr an einige von Pat Metheny.

Doch bereits im zweiten Titel, "Brudpolska Från Rättvik (Wedding Song From Rättvik)" fühle ich ganz andere Assoziationen, denn das Thema ist stark folkloristisch geprägt und so basiert dieser wie der erste Song auf Eigeninterpretationen traditioneller schwedischer Volkslieder, die restlichen sechs Stücke sind Eigenkompositionen. Oft werden die Melodiepassagen gemeinsam von Gitarre und Piano gestaltet und von Bass und Schlagzeug einfühlsam umschmeichelt, stark auffällig ist das gerade bei "Brudpolska Från Rättvik (Wedding Song From Rättvik)".

Doch Carlsson zeigt auch andere Gesichter. Präsentiert er sich mit "Chinook" noch ein wenig verträumt und gedankenverloren in einem Umfeld, das Raum für Fallenlassen bietet, im Übrigen erneut ein wenig in Richtung Metheny, so schleppt sich "The Epiphany" recht langsam dahin, als wäre der Rhythmus im Rockmodus verzögert worden, und darüber erhebt sich dann die Gitarre mit singendem und sattem Ton, wie man es zum Beispiel von einigen Protagonisten aus der Fusion-Szene der Siebziger kennt.

Mit verzerrten Rock-Riffs und druckvollem Rock-Schlagzeug fährt "Travels" auf, und "The Search" hebt nun ganz sphärisch ab, mit Hall- und Echo-Effekten, so, als stände Kollege Terje Rypdal bereits zur Mithilfe vor der Tür. Aber diese Suche bestreitet Carlsson allein, und nach gut drei Minuten löst sich der Klangnebel auf und der Song schreitet mit romantisch geprägter Inspiration voran, und inmitten schwebender Gitarrenwolken erhebt sich Samuel Löfdahl zu einem emotionalen Bass-Solo, bevor ihn Pianist Dromberg ablöst.

Der "21st Century Blues" lässt erneut klare und fast schon mit Latin-Anstrich ausgeschmückte Linien fliegen und weist innerhalb seiner Ausführung auch noch unterschiedliche Ausprägungen auf, und spätestens hier bemerkt man dann auch, wie sehr sich Carlsson als "Teamchef" und Gitarrist relativ zurückhält und seinen Mitspielern sehr viel Raum zur Mitgestaltung gibt, doch, wenn er sich dann zu Wort meldet, dann erleben wir einen sehr klaren und verspielt-verträumten Gitarrenton, der sowohl technische als auch emotionale Passagen beinhaltet und geschickt verknüpft zu einem oft recht individuell geprägten Stil, wobei ich dennoch oft wieder an Metheny denken muss.

Nun weiss ich nicht, welche Vorbilder der seinerzeit junge Musiker, als er im Alter von Zehn das Gitarrenspiel aufnahm, in seine Entwicklung seit damals mit eingebracht hat, doch offensichtlich waren es nicht nur Jazzmusiker, sondern auch solche aus dem Rockbereich. Letztlich verbindet er in seinen Kompositionen beide Elemente, plus die gewisse Spur Folk. Jedenfalls empfinde ich die Art der Fusion, die hier vorgetragen wird, als Summe von Ausprägungen des Genres, wie sie seit den End-Sechzigern vorangetrieben wurde, so muss ich bei gelegentlichen Passagen auch an Larry Coryell denken aus jenen Tagen, oder weiterhin komme ich mitunter nicht umhin, Volker Kriegel in meine Gedanken einzubeziehen.

Wie auch immer, mit "Where's The Party At?" werden wir beschwingt verabschiedet aus einer Platte mit eleganter Fusion von erfrischender Art.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Gråtlåten (The Crying Tune)
2 Brudpolska Från Rättvik (Wedding Song From Rättvik)
3 Chinook
4 The Epiphany
5 Travels
6 The Search
7 21st Century Blues
8 Where's The Party At?

Besetzung

Alf Carlsson (electric guitar, acoustic guitar)
Samuel Löfdahl (double bass)
Anton Dromberg (piano)
Hannes Sigfridsson (drums)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger