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Reviews

Unanimated

Victory In Blood


Info

Musikrichtung: Black Metal

VÖ: 03.12.2021

(Century Media)

Gesamtspielzeit: 47:09

Internet:

http://www.facebook.com/unanimatedofficial

Nach dem 2009 erschienenen Drittling In The Light Of Darkness zerfielen Unanimated abermals – das Label Regain Records wurde vom Pleitegeier gefressen, und bandinterne Unstimmigkeiten sorgten dafür, dass erst recht keine vernünftige Promoarbeit möglich war. Der erste, der das schlingernde Schiff verließ, war Drummer Peter Stjärnvind, der sich auf besagtem Album zum zweiten zentralen Songwriter der Band entwickelt hatte. Zudem konnte die Position des zweiten Gitarristen, für Livearbeit stilbedingt zwingend notwendig, nicht dauerhaft adäquat besetzt werden, da der aussichtsreichste Kandidat Set Teitan mit seinen anderen Projekten bereits hoffnungslos überlastet war. Zwar fand sich für die Position des Schlagwerkers zeitnah mit dem auch bei Unleashed tätigen Anders Schultz ein geeigneter Musiker, aber bis Jonas Derouche als zweiter Gitarrist gefunden werden konnte, dauerte es Jahre, in denen die Band quasi auf Eis lag. Erst 2018 meldete sich das neue Quintett mit der Annihilation-EP zurück, der das auch auf diesen Seiten rezensierte Wiederveröffentlichungsprojekt der ersten drei Scheiben folgte – und letztlich reichte es sogar zu einer neuen Studioscheibe namens Victory In Blood.
Im Titeltrack hört man wie schon auf Ancient God Of Evil erstmal einen markanten Schrei von Micke Jansson, auch wenn der auf dem neuen Album nunmehr Micke Broberg heißt, und dann knüppelt die Band wie schon auf besagtem Album ohne ein Intro oder andere Umschweife los, trotzdem aber wieder eine markante Melodie durchriffend. Aber sowohl dieser Song als auch das folgende „Seven Mouths Of Madness“ halten fast durchgehend extrem hohes Tempo, und „The Devil Rides Out“ und die vordere Hälfte von „Demon Pact – Mysterium Tremendum“ schlagen in die gleiche Kerbe, so dass schon nach der Hälfte des Albums klar zu sein scheint, dass Victory In Blood das schnellste der vier Unanimated-Alben sein wird. Der doomige zweite Teil des letzteren ändert diese Einschätzung ebensowenig wie das sanfte Zwischenspiel „With A Cold Embrace“ und das vielschichtigere, zumeist midtempolastige „As The Night Takes Us“. Keyboards gibt es abermals so gut wie keine, und so dürfte sich mit diesem Album tatsächlich die Vorliebe von Bassist Richard Cabeza durchgesetzt haben, der es gerne roher und unzugänglicher haben wollte, zumal auch der Anteil eingängiger Melodik aus den Gitarren deutlich niedriger ausfällt als auf den Vorgängerscheiben. So jedenfalls die Mutmaßung nach der ersten Hälfte der Scheibe.
Neuzugang Derouche teilt sich mit seinem Gitarrenkompagnon Jojje Bohlin das Songwriting fast hälftig, aber ein Stilunterschied zwischen den beiden ist nur in dem Punkt festzustellen, dass Derouche tendenziell tatsächlich die speedigen Nummern geschrieben hat, während Bohlin für die vielschichtigeren zuständig war, wenngleich er mit „Seven Mouths Of Madness“ unter Beweis gestellt hat, dass er auch das extreme Fach noch beherrscht. Trotzdem ändert sich in der zweiten Hälfte das Bild etwas. Der in diese überleitende doomige zweite Teil von „Demon Pact – Mysterium Tremendum“, der sich nicht als Mittelteil entpuppt, weil der Blastspeed aus dem ersten Teil nicht zurückkehrt, wurde bereits erwähnt, und auch „XIII“ fällt sehr melodiedurchwoben aus, sogar mit einem ausgedehnten Akustikbreak, in dem irgendjemand (Broberg?) mit leicht unsicher wirkender Klarstimme singt, was in „With The Cold Embrace“, das an eine düstere Version von Fates Warning in der frühen Ray-Alder-Phase erinnert, schon mal vorexerziert worden war. Natürlich bleibt der Blastspeed auch in der zweiten Albumhälfte nicht aus, wie etwa „Sceptre Of Vengeance“ deutlich macht, der einzige Song, in dem neben Derouche auch Broberg einen Composer-Credit einheimst – aber hier wird klar, dass die schnellen Stakkati im vorderen Teil mehr Wirkung entfalten als der danach zu dominieren beginnende Blastspeed. Wie sowas richtig geht, demonstriert Bohlin in „The Golden Dawn Of Murder“, wo Schultz neben den schnellen Stakkati auch eine Art D-Beat zum Einsatz bringt und damit ein viel interessanteres Klangbild erzeugt als in stumpfem Geblaste – der Einsatz von selbigem im Finale mutet denn auch ein wenig pflichtschuldig an. Bereits zuvor hat das zweiminütige sanfte Instrumental „Chaos Ascends“ (auch von Bohlin) einen wirkungsvollen Kontrapunkt gesetzt und kurioserweise nirgends etwas von aufsteigendem Chaos musikalisch umgesetzt. Der D-Beat scheint der Band aber so gut gefallen zu haben, dass Derouche ihn im fast punkigen, gerade mal zweiminütigen „Divine Hunger“ gleich nochmal einsetzt, diesmal durchgängig und lediglich um einige progressiv anmutende Zusatzschläge und Schlenker ergänzt. Mit dem fast siebenminütigen hymnischen „The Poetry Of The Scarred Earth“ zeigt Derouche dann noch, dass auch er die Midtemposchiene beherrscht – und damit ergibt sich in der Gesamtbetrachtung dann doch ein etwas anderes Bild als das, welches man nach der ersten Albumhälfte angenommen hatte. Zwar fällt Victory In Blood in der Tat nicht so melodienselig aus wie die drei Vorgänger, aber das mit dem Durchschnittstempo müßte gelegentlich nochmal überprüft werden, wenn jemand Spaß an der Metronomanalyse hat. Für Menschen, die Musik mehr lieben als die Geräusche eines vorüberfahrenden D-Zuges, ist auch dieses Album wie schon seine drei Vorgänger deutlich besser geeignet als große Teile der übrigen Black-Metal-Welt, wenngleich man auch hier wieder mit der seltsam negativen Attitüde der Formation klarkommen und auch die recht fiesen Holzschnitte im Booklet, von denen zwei zusammengesetzt das Cover ergeben, aushalten können muß, wobei etwa im Text des Titeltracks das Kuriosum auftritt, dass, wenn man in Zeile 4 „gods“ in die Singularform überführt, das Ganze auch in bestimmte Teile des Alten Testaments passen würde, wenn der HErr mal wieder irgendwelche ungläubigen Völker in die Hände der Israeliten gegeben hat. Aber darüber könnte man, wenn man das will, lange diskutieren.



Roland Ludwig

Trackliste

1Victory In Blood3:56
2Seven Mouths Of Madness3:30
3As The Night Takes Us4:14
4The Devil Rides Out3:13
5With A Cold Embrace1:08
6Demon Pact (Mysterium Tremendum)5:29
7XIII6:12
8Scepter Of Vengeance3:58
9Chaos Ascends2:00
10The Golden Dawn Of Murder4:20
11Divine Hunger2:05
12The Poetry Of The Scarred Earth6:58

Besetzung

Micke Broberg (Voc)
Jojje Bohlin (Git)
Jonas Derouche (Git)
Richard Cabeza (B)
Anders Schultz (Dr)
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So bewerten wir:

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11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
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19 bis 20 Überflieger