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Reviews

Martin Herzberg & Felix Räuber

The Art Of Dreaming


Info

Musikrichtung: Musik zur Ruhe

VÖ: 20.10.2023

(Edel Kultur)

Gesamtspielzeit: 42:47

Internet:

https://www.martinherzberg.com/
https://felixraeuber.com/
https://networking-media.de/
https://www.edel.com/

Martin Herzberg & Felix Räuber, zwei Musiker aus verschiedenen Welten, haben sich zu einem gemeinsamen Album zusammengeschlossen - The Art Of Dreaming.

Der in Berlin geborene Pianist und Komponist Herzberg wurde beeinflusst von Komponisten wie Ludovico Einaudi und Yann Tiersen, so dass man bereits ahnen könnte, wohin die Richtung geht. Räuber ist Sänger und Komponist, war allerdings auf anderem Terrain unterwegs, als Frontmann der Elektro-Pop-Band Polarkreis 18, sein Metier ist grundsätzlich die Mischung aus Pop, Elektronik und Neoklassik.

Verträumte Pianomusik zum Dahintreiben, Dahinschmelzen und Innehalten und eine Art Cinematic Pop könnten sich hier vereinen. In elf Songs soll eine Art Traumzyklus geschaffen worden sein, eine Vereinigung von Tanz, Schwerelosigkeit und innerem Gleichgewicht, so ist zu lesen. So soll der Song "Door In My Soul" zum Schlüsselsong avanciert sein und die Frage der Selbstidentität thematisieren.

Doch so ganz allein haben es die Beiden nicht vollbracht, denn mit der ausgebildeten Orchestermusikerin Anne Müller, steuert diese mit dem Cello eine sehr wichtige Zutat bei, zumindest auf vier Songs, so auch gleich beim Auftaktsong, mit dem wir sofort zum Bleiben aufgefordert werden, "Stay Here". Ein ruhiges, verhalltes und fast tupfendes Piano, umrahmt von durch den Raum fliegenden Streicherklängen, bildet die Grundlage für die hohe, fast weiblich klingende Stimme von Felix Räuber. Das quirlende Piano auf "Falling" läßt das Tempo zwar ein wenig anziehen, doch auch hier wird durch die weitere wattige Instrumentierung sofort eine Art Traumwelt geschaffen, die, sofern man sich darauf einlässt, gleich zwei Empfindungen auslösen kann. Einerseits meint man, durch den Ruf zur Ruhe Bodenhaftung einzunehmen, andererseits könnte man sich aber auch inspiriert fühlen, eine Reise durch die Wolken anzutreten, im, übrigen ist dieses ein Instrumentaltitel.

Mit "Silence" kehrt Räuber dann wieder zurück, er singt "Silence you are made for me, as long as you keep me alive. Silence don't blame me for all the sins that I commit. As long as you keep me alive, I won't run away run from you." Wurden bereits vorher offensichtlich elektronische Bearbeitungen eingesetzt, so wird es nun offensichtlich, einschliesslich der Rhythmusbegleitung. Und so wirkt die "Silence" gar nicht so ruhig, sondern gar ein wenig forscher.

Trotz elektronischer Auskleidung bleibt die Musik letztlich recht reduziert. Schwierig ist es, direkte Assoziationen zu knüpfen, finden sich doch ganz verschiedene Ansätze, die zu ähnlichen Veröffentlichungen führen könnten. So gibt es stimmungsmässig vergleichbare Musik, die jedoch fast ausschliesslich auf Piano basiert, oder Beispiele aus dem Electronica-Umfeld, dass jedoch dann wieder eine solche Ausrichtung als Basis aufweist, so wie hier mit einem weiteren Instrumental, "Timeless", dass mir dann auch wiederum zu belanglos in seiner Art wirkt, wollte man nun entsprechende Vergleiche heranziehen.

Da gelingt es doch wesentlich besser mit dem ebenfalls wortlosen "Into The Deep", wo jedenfalls die Stimme als Instrument und das Piano dazu genutzt werden. Die aus meiner Sicht interessantesten Songs sind für mich auf jeden Fall jene, auf denen die Elektronik vermindert eingesetzt wird und dann die vier Titel, die von Anne Müllers Cellospiel veredelt werden. Sie wirken für mich noch viel harmonischer und wärmer und wandern viel mehr in Richtung des Solarplexus, eine stärkere meditative Stimmung wird erzeugt und die ohnehin verbreitete verträumte Atmosphäre erfährt nun noch ein Mehr an Tiefe.

Mit "Lullaby" wird ein Hauch New Age vermittelt, seinerzeit sehr bekannt geworden durch das Label Windham Hill. Wer nach dem "Lullaby" eingenickt ist, wird sich nachfolgend "In Sleep" befinden, doch geniesse ich diesen Minimalismus lieber wach. Wer sich nun aber doch im Reich der Träume oder Wachträume befinden sollte, soll wohl durch den letzten Song des Albums, "Awakening" wieder geweckt werden. Doch ist das letztlich ein auch sehr sanfter Wecker. Mir fällt nun auf, dass nach dem sechsten Song, "Door In My Soul", ein Anwesender sich bereits verabschiedet zu haben mag, denn den Gesang von Felix Räuber habe ich seitdem nicht mehr vernommen.

So wird auch nicht explizit darauf hingewiesen, ob er ggf. auch bei der Gestaltung durch Synthesizer beteiligt ist, es wird lediglich darauf hingewiesen, dass alle Stücke von Martin Herzberg und Felix Räüber eingespielt wurden. Dann stellt sich mir noch die Frage, ob er bei diesem Song, "Door In My Soul", ein Duett mit Herzberg singt, oder ob er beide Stimmen bestreitet. Auf jeden Fall klingt diese Duett-Stimmung sehr gut.


Abschliessend greife ich noch aus der Pressemitteilung die Begriffe 'Entschleunigung, Introspektion, Nachhausekommen auf'. Bedingt kann ich das beim Eindruck der Musik bejahen, komme nun dennoch nicht umhin, ähnliche Stimmungsbilder anderer Produktionen als Vergleich heranzuziehen. "Chad Lawson - Breathe", mehr ausgerichtet auf Piano und Streicher, wäre hier meine erste Wahl, wollte ich die oben genannten Begriffe erfüllt haben. Dennoch, bei der "Kunst, zu träumen", sollte The Art Of Dreaming auf jeden Fall mithelfen können, am besten wäre es, wenn wirklich durchgehend alle Komponenten, also - Piano, Gesang, Cello und etwas mehr reduzierte Einsätze von Synthesizer und Elektronik, eingesetzt worden wären.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Stay Here
2 Falling
3 Silence
4 Timeless
5 Into The Deep
6 Door In My Soul
7 Night Waltz
8 Liminal Space
9 Lullaby
10 In Sleep
11 Awakening

Besetzung

Martin Herzberg (Klavier)
Felix Rauber (Gesang)
Anne Muller (Cello - #1, 2, 8, 11)
plus electronics, synthesizer
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So bewerten wir:

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