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Reviews

Brecht, B. / Weill, K. / Hauptmann, E. (Pascal)

Die Dreigroschenoper (in französischer Sprache)


Info

Musikrichtung: Song/Moderne

VÖ: 06.10.2023

(Alpha / Outhere / Note 1 / CD / 2023 / Artikelnr. ALPHA 1015)

Gesamtspielzeit: 81:55

Internet:

Le Balcon

FRISCH, FRECH, FRANZÖSISCH

Wer sich gefragt hat, ob es das wirklich braucht und ob das überhaupt funktionieren kann, so eine Version der „Dreigroschenoper“ auf Französisch, der hat seine Antwort schon nach wenigen Takten: Ja, unbedingt! Wenn es nämlich derart frisch und unverbraucht angegangen wird wie bei dieser Produktion des Festivals in Aix-en-Provence durch die Comédie-Francaise und die furchtlosen Grenzgänger des Kammerorchesters Le Balcon. Letzteres - sonst u.a. mit Eötvös oder Stockhausen zu hören - modernisiert Weills Partitur behutsam mit zusätzlichen Instrumentalfarben, dies aber immer so geschickt, dass dadurch nicht nur ein Moment der Überraschung entsteht, sondern die Musik so pfiffig wie konsequent der Idee der arte povera verbunden bleibt. Zudem werden diese Effekte punktgenau und wohldosiert eingesetzt, so dass E-Gitarre, Banjo oder Balalaika sich ebenso wenig abnutzen wie die kleinen Synthi-Passagen. Dabei wird nicht weichgezeichnet, sondern kompromisslos vorwärtsdrängend musiziert. Der Weill-Sound bekommt das Rohe und latent Aggressive, teils Mechanische zurück, das ihm sonst im routinierten Bühnenbetrieb nicht selten abhandenkommt - und geht gleichwohl ins Ohr.

Die Sängerinnen und Sänger begreifen und erweisen sich eher als Darsteller:innen: Der Gesang ist nicht reiner Wohlklang, sondern bewegt sich in etwa auf der Linie des französischen Musical-Dramas, wie es einem im Kino begegnet. Da wird die Professionalität nicht versteckt und doch bleibt der Ton auf einer sehr menschlichen Ebene, darf auch mal rauh, schnippisch, gefühlig oder gellend werden, sich zwischen Singen und Sprechen bewegen. Kurz, das pralle Leben springt einen hier an und das auch deshalb, weil der Klang der Aufnahme sehr unmittelbar abgenommen ist – trocken, kraftvoll, glasklar in der Struktur. Die kurzen Zwischentexte spricht Regisseur Thomas Ostermeier mit unvergleichlicher Lakonie.

Kurzum: Die durchschlagendste, bissigste und vitalste Einspielung der zeitlosen „Dreigroschenoper“ seit Langem. Merkwürdig nur, dass die Produzenten einen über der frankophonen Sprachraum hinausgehenden Erfolg offenbar selbst nicht zu hoffen wagten, denn den gesamten Booklettext gibt es nur auf Französisch.



Sven Kerkhoff

Besetzung

Comédie-Francaise
Le Balcon
Maxime Pascal: musikalische Ltg.
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger