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Reviews

Dufay, G. (Musica Nova)

Flos Florum. Motetten


Info

Musikrichtung: Renaissance vokal

VÖ: 01.03.2005

Zig Zag Territories / Note 1
CD (2004) / Best. Nr. ZZT 050301


Gesamtspielzeit: 60:20

ENTRÜCKT UND ZEITLOS SCHÖN

Das verblüffendste Stück auf dieser Aufnahme mit ansonsten eher kontemplativen Motetten von Guillaume Dufay (1400-1474) ist der Proportionskanon Inclita stella maris. Dieser Lobgesang auf die Gottesmutter beginnt zwar in den oberen Stimmen gleichzeitig, doch hat jede eine eigene Mensur, d. h. die Kanonmelodie erklingt jeweils in unterschiedlichen Tempi. Während die die beiden tiefen Stimmen ein unendliches, wellenförmiges Melisma über das Wort „Amen“ singen, „surfen“ die zwei Oberstimmen gleichsam mit dem Text darüber hinweg, bis sie in das finale „Amen“ miteinstimmen. Darin erinnert diese 600 Jahre alte Musik an das Maßwerk gotischer Kathedralen: Aus einfachen Grundformen entstehen durch komplexe Unterteilungen raffinierte Strukturen.
Dufay steht als Meister der altniederländischen Mehrstimmigkeit zwischen der mittelalterlichen, archaischeren Kunst eines Guillaume de Machaut und der ausgereiften, affektvollen und wortausdeutenden musica reservata eines Josquin des Prez. Konstruktivistische Finesse und ein großer Reichtum an harmonischen und rhythmischen Formulierungen begegnen hier auf kleinstem Raum. Das herrliche Flos florum etwa beginnt als geradezu klassisches mehrstimmiges Stück mit dicht verwobenen Stimmen, geht gegen Ende dann aber in immer flächigere Harmonien über, um z. B. ein Wort wie „miserere“ expressiv hervorzuheben. Dieses Stück zeigt eindrucksvoll, wie sich die Musik des 15. Jahrhundert neue Klangmöglichkeiten erobert: nicht nur durch Fülle und Wohlklang, sondern auch durch individuelleren Ausdruck und vielgestaltige Stimmungen.

Beim Ensemble Musica Nova befindet sich diese hohe Kunst in perfekt aufeinander eingestimmten Kehlen. Die fünf jungen Sänger/innen musizieren mit viel Gespür für die feinen Farbnuancen und die heiklen rhythmischen Verschiebungen, präsentieren die Stücke aber immer wie aus einem Guss. Ihr Ton ist ausgesprochen schön timbriert und erinnert an ein Gambenconsort. Zudem hat die Aufnahmetechnik für ein balsamisches, dabei angenehm präsentes Klangbild in räumlicher Akustik gesorgt. Booklettexte leider nur auf Englisch und Französisch.



Georg Henkel

Trackliste

1Salve flos5:40
2Urbs beata5:51
3Flos florum3:51
4Ave regina coelorum (Gregorianik)2:14
5Ave regina coelorum8:00
6Ave regina coelorum (anonym)1:57
7Impetatrix angelorum4:47
8Ave maris stella5:34
9Inclita stella maris3:24
10Anima mea2:41
11Jesus corona4:08
12Jesu corona4:08
13Ave virgo3:55
14Gaude virgo4:10

Besetzung

Christel Boiron - Caroline Magalhães, Mezzosopran
Lucien Kandel, Tenor
Thierry Peteau, Tenor
Marc Busnel, Bass
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger