Reviews

Rodgau Monotones

Genial

Info Musikrichtung: Deutsch Rock VÖ: 25.09.2015 (Rodgau Mafia / Indigo) Gesamtspielzeit: 62:57 Internet: http://www.rodgau-monotones.de

Wenn eine Band, deren relevante Zeit so weit zurückliegt, wie bei den Rodgau Monotones, eine neues Album herausbringt, spitzen sich bei den Journalisten die Stifte, um eine beißende Kritik über diesen blassen Abklatsch alter Zeiten zu verfassen, fast von alleine.

Im Falle von Genial wäre das aber mehr als voreilig. Gut, es gibt ein paar blasse Nummern (z.B. „Erklärung“, das in die Niederungen der NDW hinabsteigt) und wirklich vergurkte Versuche alte Erfolge zu wiederholen. „Das macht uns keiner nach“ ist eine erschreckend schwache Wiederholung von „Erbarme, die Hesse kommen“. Ein gewollte Wiederholung! Das wird auch durch den Kommentar im Booklet deutlich. Aber diese Stücke sind eindeutig in der Minderheit. Gut die Hälfte der Stücke kann an den packenden Power Sound der großen frühen Alben anknüpfen und die Hessen schaffen es so gut wie wenige andere Bands, ein Studioalbum mit einer Stimmung wie bei einer guten Live-CD zu versehen. Chapeau!

Bis auf den feministischen Midtempo Groover „Mama lauda“ sind alle Stücke vor „Das macht uns keiner nach“ echte Hits. Das setzt sich mit dem coolen Blues „Hörmerdochuff“ fort, der wieder einmal sehr stark auf den Spuren ZZ Tops wandelt. Zwei Mal versucht man sich an einem Hessen Shanty, bei denen sich das stampfende „Immer weiter“ mit seinem Akkordeon als der bessere erweist.

Hervorzuhebende Einzelleistungen sind die kraftvolle Stimme von Peter Osterwold und die oft äußerst effektiv eingesetzten Bläser. Schwächen offenbaren sich, wenn zu sehr auf Kerstin Pfau gebaut wird. Als Sidekick von Osterwold setzt sie einen verlebendigenden Kontrapunkt. Wenn sie versucht ein Stück alleine über die Distanz zu tragen, gerät sie deutlich an ihre Grenzen.

An das geniale Niveau der frühen Jahre kann Genial nur anknüpfen. Das Niveau des 1985er Werkes Wir sehn uns vor Gericht erreicht es aber gut.

Norbert von Fransecky