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Ministry

Last Tangle in Paris (DVD/2-CD)

Info Musikrichtung: Industrial/Thrash Metal VÖ: 04.07.2014 (UDR / ADA / Warner) Gesamtspielzeit: 191:39 Internet: http://www.ministrymusic.org http://www.facebook.com/Ministry

Der Abschied im Hause Ministry geht 2014 in die nächste Runde. Nach der eher halbgaren Studioangelegenheit From Beer to Infinity gibt es dieses Mal eine DVD bzw. ein Livealbum. Dabei wurde die letzte Rundreise der Industrial-Metal-Legende bereits mit Enjoy the Silence - Live at Wacken 2012 dokumentiert. Doch halt: Last Tangle in Paris ist kein einfacher Konzertmitschnitt, sondern eine Art Tourdoku und gleichzeitig ein Tribut an den langjährigen Gitarristen und Al Jourgensen-Freund Mike Scaccia. Dieser verstarb am 22.12.2012 überraschend an einer Herzattacke.

Herzstück des rund 85-minütigen Films sind zwölf knackige Liveperformances, die Ministry in ganzer, riffgewaltiger Pracht erstrahlen lassen. Die Clubatmosphäre und die stimmungsvolle Lightshow sorgen für ein ganz anderes Flair, als der veröffentlichte, anonyme Wacken-Auftritt und bringt einen Hauch der früheren Ministry zurück, selbst wenn der etwas derangierte Jourgensen teils recht abgewrackt wirkt. Allerdings klingt der Sound wesentlich massiver - eben mehr (Thrash) Metal -, als in alten Tagen. Ob hier wirklich alles „live“ ist (der zu hörende Gesang ist es jedenfalls nicht)? Zumindest wurde das Ganze technisch ziemlich aufgepeppt und drückt amtlich aus den Lautsprechern. Auch die Bildqualität gefällt und der Schnitt sorgt für Dynamik in der relativ statischen Performance.

Verknüpft werden die Liveaufnahmen immer wieder mit Ausschnitten der Tourproben, die zeigen, dass diese Ministry die Intensität auch ohne große Produktion erzeugen konnten. Doch interessanter sind die zahlreichen Interview-, Backstage- und Studioschnipsel, die immer wieder Bezug auf Mike Scaccia nehmen und einen Einblick in die Aufnahmen der posthum veröffentlichten Platte geben. Am Ende kommt ein Film heraus, den man sich vielleicht nicht allzu oft anschaut, der aber immerhin für Unterhaltung sorgt. Eben auch, weil er gut gemacht ist. Ob das für einen Kauf reicht, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Als Bonus liegt eine Live-Doppel-CD mit den Songs des Films sowie noch weiteren Titeln bei. Das ist nicht zu verachten, da dies fast als eine ein „Best Of“ der letzten Bandjahre durchgeht. Aber eben nur fast. Denn ein paar Aufnahmen gehen bis ins Jahr 2006 zurück und wurden nur recht verwaschen, drucklos und fast Bootleg-artig auf die CDs gepresst. Das sorgt für einen starken Dämpfer. Da stimmt einen auch nicht die tolle Liveversion von „So What“ um.

Am Ende ist Last Tangle in Paris nicht perfekt, aber für Fans durchaus lobenswert. Wer sich das ganze Paket in den verschiedensten Konfigurationen nicht leisten kann oder will, kann auch zur Einzel-CD greifen, die nur die Songs des Films enthält. Ob es das nun im Hause Ministry gewesen ist? Schließlich sagte man schon öfter Adios. Für weitere „Best Of“, Remix-Angelegenheiten oder „überraschend“ ausgegrabene Raritäten ist Al Jourgensen sicher immer zu haben…

Mario Karl