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JOE HENRY – ein Produzent mit eigenen Alben



Die neue Platte Blood from Stars beginnt mit einem melancholischen und packenden Klavier-Vorspiel, bevor „The Man I keep hid" beginnt, ein rohes, bluesiges Stück, das mit einer geisterhaften Stimme eines Wanderes unterschnitten ist, bevor Henry mit der ersten Zeile „Nobody knows the Man that I keep hit" anfängt. Ein passender Anfang für das elfte Album, da Blood from Stars eine Seite offenbart, die Henry in seinen neuesten Werken selten betrachtet hat, die bemerkenswert in ihrer sanften Urbanität, ihrer poetischen Lyrik und literarischen Sensibilität gewesen sind. Stattdessen ist das neue Werk ein leidenschaftlicher und direkter Durchbruch einer der anerkanntesten aktuellen Singer-Songwriter.

„Es ist emotional zugänglicher, bestimmt weniger gesittet," sagte Henry über den Unterschied zwischen Blood from Stars und seinem 2007er Werk Civilians. „Es steht unter mehr Strom, im übertragenen als auch emotionalen Wortsinn. Es ist roh, mit vielen losen Fäden."

Unterstützt von einer handverlesenen Auswahl von Musikern, inkl. Marc Ribot (Tom Waits, Elvis Costello), der mit Henry schon auf der 2001er Veröffentlichung Scar gearbeitet hat und dem gefeierten Jazz-Klavierspieler Jason Moran, stattete Henry Blood from Stars mit einer klaren Struktur aus, aber auch mit einer erfrischend offenen und flüssigen Herangehensweise an das Ergebnis der Songs. Er kreierte einen lockeren, swingenden und lebendigen Sound.

„Es war teilweise großartig, was passierte, als diese besondere Gruppe an Musikern einen Song gehört hat und ihn auf unmittelbare Weise aufgenommen hat," erklärte Henry. „Ich kann immer zu dem ursprünglichen Sound eines Songs zurückgehen, aber wenn Du sie auf Deine eigene Vorstellungskraft begrenzt, schneidest Du Dich von der besten Quelle, die es gibt, ab."

Henry hat den besten Teil des letzten Jahrzehnts im Aufnahmestudio zugebracht. Er lieh seine bemerkenswerte Talente und seinen Geschmack an Musikproduktionen von z.B. Solomon Burke (dessen von Henry produziertes Don’t give up on me einen Grammy als bestes zeitgenössisches Blues-Album im Jahre 2002 gewonnen hat), Bettye LaVette und v.a.

„Wenn ich eine Produktions-Arbeit als befriedigend empfinde, treibt das zu mehr Arbeit. Ich sage zu meiner Frau: `Je mehr ich arbeite, desto mehr arbeite ich.´ Es hält den Motor die ganze Zeit am Laufen. Ich habe die Produktionsarbeit und meine künstlerische Arbeit als zwei verschiedene Dinge betrachtet. Aber mit der Zeit, sehe ich immer weniger Unterschiede zwischen dem was ich für mich tue und für eine Menge anderer Leute. In beiden Fällen besteht meine Arbeit darin, etwas Bedeutendes aus den Lautsprechern kommen zu lassen.“

Auf zwei aktuellen Veröffentlichungen, die Henry produziert hat, The bright Mississippi von Allen Toussaint und A Stranger here von Ramblin’ Jack Elliot, erkunden die honorigen Künstler klassische Bluessongs. Durch seine sich überlappende und sich austauschende Tätigkeit als Produzent und Songschreiber war es nur natürlich, dass der Blues seinen Weg auf Blood from Stars gefunden hat. „Ich habe während des Spielens eine Bluesstruktur niedergeschrieben, wie man vielleicht auch versucht, ein Sonnet oder ein Haiku (jap. Gedicht) versucht zu schreiben. Ich war fasziniert, wie strukturiert und einfach z.B. eine Zahl von sich wiederholenden Zeilen mit einer Antwort im Refrain sein kann,“ sagt Henry und führt weiter aus: „Ich habe in letzter Zeit viele Gedichte gelesen und eine Menge von unterschiedlicher Poesie. Sie nehmen sehr bewusst eine Blues Tonalität auf, ob es nun Langston Hughes oder Alan Ginsberg oder e.e. cummings ist. Dichter sind sich der Kraft dieser Struktur sehr bewusst.“

Schlussendlich ist Blood from Stars ein Aufbruch vom Sound, den man von einer Joe Henry Platte erwartet, und der Autor scheint sich komplett wohl zu fühlen mit seiner neuen Rolle.
„Wenn es Aufstehen bedeutet, sich selbst als Lebewesen zu bezeichnen, bin ich davon komplett überzeugt. Mein Ego hat kein Problem damit, den Prozess nicht zu kontrollieren.“ Er macht eine Pause und lacht darauf, „solange wie ich gut dabei aussehe“.
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