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Reviews

Charpentier, M.-A. (Mallon)

Te Deum, Dixit Dominus, Messe de Minuit


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 27.10.2003

Naxos / Naxos (CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. 8.557229)

Gesamtspielzeit: 59:50

Internet:

Naxos

BESCHWINGTE FREUDE STATT PREUSSISCHER MARSCHMUSIK

Wer kennt es nicht, Charpentiers (1643-1704) "Te Deum"? Und wer glaubt, es nicht zu kennen, weiß nur nicht, dass die Eurovisionsfanfare der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten aus den Anfangstakten dieses Stücks besteht.
Doch wie anders kommt es hier daher: Nach einem einleitenden, effekt- und kraftvollen Paukenstück präsentiert Kevin Mallon mit seinem Aradia Ensemble eine ganz neue Perspektive auf das vertraute Werk. Nicht prachtvolle Marschmusik ist zu hören, sondern ein beschwingter, tänzerischer Auftakt mit leichten Akzentverschiebungen und Punktierungen. Mallon deutet die sog. "notes inégales", also damals übliche Unregelmäßigkeiten in der Ausführung der Notenwerte, auf seine Weise konsequent. Sehr delikat französisch im allerbesten Sinne wirkt das ganze so auf einmal.
Nun mag man einwenden, dass solche Musiken durchaus oft aus Anlaß gewonnener Schlachten oder Kriege komponiert wurden, aber wer sagt denn, dass sie deshalb stets nach Stechschritt und Truppenparade klingen müssen? Mallons Konzept jedenfalls ist schlüssig und überzeugend, ohne ein hohles Revoluzzertum gegen die überkommenen Hörgewohnheiten darzustellen. Vor allem: Er hält das Konzept stringent durch.
Ich jedenfalls habe das "Te Deum" lange nicht mehr mit so viel Freude und Erstaunen genossen.
Natürlich gelingt eine solche neue Sichtweise nur mit einem wandlungsfähigen, aufgeschlossenen Orchetsrer, das Mallon mit dem Aradia Ensemble an seiner Seite weiß. Die auf historischen Instrumenten spielenden Musiker hat das Konzept offenkundig selbst überzeugt und zu einer Höchstleistung angespornt. Präzise und voller Spielfreude zeigen sie sich hier. Auch die Chorsänger und Solisten stehen dem in nichts nach. Abgesehen vielleicht vom Solo-Tenor, der bei seinem kurzen Einsatz einen überforderten Eindruck macht.

Das folgende "Dixit Dominus" ist keine gleichermaßen eindrucksvolle oder originelle Komposition, wie das "Te Deum". Vielmehr handelt es sich um ein recht konventionelles Stück aus dem Jahre 1690, das jedoch in einem machtvollen Schlußakkord gipfelt.
Danach wird es dann "idyllischer": Auch wenn Weihnachten gerade erst vorbei ist, genießt man die Mitternachtsmesse, komponiert wohl für das Weihnachtsfest 1694, doch gerne. Es handelt sich um eine vierstimmige Messe, in welcher, dem Zeitgeschmack entsprechend, volkstümliche Weihnachtslieder in Form der Parodie die Grundlage für den Chor- und Orchestersatz bilden. Laut Charpentiers eigenhändiger Anweisung soll bei der Aufführung der Organist verschiedene Weihnachtslieders (Noels) spielen, die vorher in den Messabschnitten angeklungen sind. Kevin Mallon hat sich entschlossen, hier diesmal keine Orgelzwischenpiele einzuschieben, sondern die Lieder, die er hierfür selbst arrangiert hat, singen zu lassen. Das ergibt einen besonders intimen, feierlichen Charakter, der schön mit den tänzerisch-leichten Sätzen der Messe kontrastiert. Diese übrigens bietet das Ensemble wiederum mit unglaublicher Frische und bukolischer Freude dar. Chor, Instrumentalisten und Gesangssolisten harmonieren ideal miteinander und musizieren auf allerhöchstem Niveau. Das kann man nicht oft genug hören und erst recht nicht bis zum nächsten Weihnachtsfest warten.

Einziges Manko ist die in der Staffelung nicht ganz perfekte Aufnahmetechnik.
Dennoch: Eine Spitzenproduktion zum Niedrigstpreis. Mehr davon!



Sven Kerkhoff

Trackliste

1Te Deum (H. 146)22:05
2Dixit Dominus (H. 204)8:58
3Messe de Minuit pour Noel (H. 9)28:47

Besetzung

Jane Archibald, Michele de Boer, Anne L`Espérance (Sopran)
Marion Newman, Nancy Reynolds (Alt)
Colin Ainsworth, James McLennan, David Nortman (Tenor)
Giles Tomkins, Esteban Cambre (Bass)

Aradia Ensemble

Ltg. Kevin Mallon
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