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Reviews

Biber, H.I.F. (Cao)

Musik für den Dom zu Salzburg (Requiem u.a.)


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 01.01.2004

Ambroisie / Note 1 (CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. AMB 9936)

Gesamtspielzeit: 49:19

KÜHLER MARMOR: PIERRE CAO ZELEBRIERT BIBER

Einspielungen von Werken des Salzburger Hofkapellmeister Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) sind in diesem Jahr, in dem sich dessen Todestag zum dreihundertsten Mal jährt, in einiger Fülle zu erwarten. Das franzöische Label Ambroisie hat direkt zum Jahresanfang vorgelegt und dabei im wesentlichen auf eine sichere Bank zurückgegriffen: Bibers berühmtes Requiem in f-moll, nebst einigen kleineren geistlichen Werken.
Das Requiem ist von auffallend homogener Gestaltung und trotz der komplexen Strukturen für die Verhältnisse der damaligen Zeit durchaus expressiv zu nennen. Das Booklet der aktuellen Einspielung spricht von "emphatischer Textausdeutung". Indes: Die Interpetation löst dieses Versprechen und diese dem Werk immenante Verpflichtung nicht voll ein. Zaghaft, fast verunsichert und spannungsarm beginnt der Chor Arsys Bourgogne, der Anfangssatz verschwimmt. An technischen Schwierigkeiten liegt dies ganz sicher nicht, der Chor zeigt sich absolut intonationssicher, ebenso erscheinen die Solisten souverän. Vielmehr scheint der Leiter Pierre Cao zunächst einen fast technokratischen Ansatz zu verfolgen, mehr noch, als dies etwa Erik van Nevel in seiner alten Aufnahme mit dem Ricercar Consort getan hat (SPRL RICERCAR 1990, RIC 081063).
Dieser Eindruck verflüchtigt sich erst beim Dies Irae und dem Offertorium. Selbst hier noch aber wird - bei strafferer Führung - der Schwerpunkt auf den Schönklang gelegt, nicht auf einen empfindsamen, textausdeutenden Ausdruck. Der religiöse Gehalt der Totenmesse gerät in den Hintergrund, ganz entgegen der Intention Bibers. So läßt einen diese an sich so anrührende Musik in dieser Einspielung seltsam unberührt - schöner, aber kühler Marmor eben. Der ungewöhnlich präsente, klar Klang der Aufnahme vermag daran nichts zu ändern.

Die CD stellt in unbedingt begrüßenswerten Ersteinspielungen überdies vier Offertorien Bibers vor. Hier setzt sich der oben geschilderte Eindruck fort, obwohl alle Beteiligten, insbesondere auch die Gesangssolisten, eine an sich souveräne Leistung abliefern. Wenn in dem Stück "Huc poenitentes" von den wertvollen Tränen der Reue die Rede ist, ist aber in Bibers Musik sowohl der Ausdruck des Weinens, als auch der süßen Freude angelegt. Das Ensemble arbeitet diese Spannung und die Schattierungen wiederum nicht hinreichend deutlich heraus. Das teilweise harmonisch kühne "Ne cedite" vermag den darin geschilderten Trostgedanken anschließend aus den gleichen Gründen nicht zu vermitteln. Das reizvolle Offertorium zum Fest der Sieben Schmerzen Mariens "Quo abiit dilectus", bei dem die Begleitung bemerkenswerterweise von vier Violen übernommen wird, leidet ebenso an diesem fast neutralen Vortragsstil. Besser gelingt schließlich das freudevolle "Lux Perpetua", ein Werk für die Liturgie zu den Heiligengedenktagen. Der Chor blüht hier hörbar auf und scheint wieder in seinem Element zu sein.

Ein Auftakt zum Biber-Jahr, der zwar den Wert und die Bedeutung dieses Komponisten erahnen, aber nicht nachdrücklich erleben läßt. Warten wir ab, was in 2004 da noch kommt.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1-9 Requiem in f-moll
10 Huc poenitentes
11 Ne cedite mentes
12 Quo abiit dilectus
13 Lux perpetua

Besetzung

Arsys Bourgogne

Ltg. Pierre Cao
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