····· Verlosung: Drei Mal zwei Tickets zur Record Release Party der Leipziger Metaller Factory of Art ····· Kurz nach seinem 80sten Geburtstag ist Maschine erneut auf #4 ····· Osterei - Luxus-Haydn auf Vinyl ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Bach, J. S. (Crossland)

Wohltemperiertes Clavier. Band II


Info

Musikrichtung: Barock Klavier

VÖ: 01.09.2008

(Signum / Note 1 / 2 CD 2007 / Best. Nr. SIGCD123)

Gesamtspielzeit: 154:54

SO SCHÖN KLINGT BACH

Wer bei den Klavierwerken J. S. Bachs durch die Hör-Schule Glenn Goulds gegangen ist, wird diesen analytisch-trockenen, manchmal auch widerborstigen Klavierklang so schnell nicht mehr aus den Ohren bekommen. Ebenso wenig manche gegen den Strich gebürstete Passage, die scharf akzentuierten Attacken und die kristalline Klarheit, auch bei extrem schnellen Tempi. Querständig und hellhörig, virtuos und zugleich erhaben - so kommt Goulds Bach daher.

Da kann der Zugang der britischen Pianistin Jill Crossland schon fast einen kleinen, aber heilsamen Schock auslösen. Ihre nunmehr abgeschlossene Einspielung der beiden Teile des Wohltemperierten Klaviers klingt so mühelos, natürlich und licht, dass man manchmal meint, einen ganz anderen Komponisten zu hören. Klarheit bedarf bei ihr keiner klanglichen Schärfung und irgendeines Nachdrucks. Alles fließt: Scheinbar wie von selbst entfaltet sich das mehrstimmige Miteinander der Stimmen unter ihren Fingern, so als brauche es nur einmal ein wirklich aufmerksamen Hinhörens beim Spielen.
Die Dynamik bewegt sich meist im Mezzo-Bereich und geht über ein mildes Forte kaum hinaus. Geschmeidiges Maß wahren auch die Tempi, ohne dass die Virtuosität dabei auf der Strecke bliebe. So wirkt bei aller Feinfühligkeit nichts blässlich oder halbherzig, einfach so dahingespielt. Dafür werden die Hierarchien unter den Stimmen zu überlegt gestaltet, Spannungsmomente zu intensiv ausgekostet und die Klangfarben des Flügels zu durchdacht eingesetzt.
Jill Crossland hat sich eben sehr wohl für diesen Bach entschieden. Und darum klingt der Komponist bei ihr trotz aller himmlischen Versonnenheiten, die aus manchen Präludien und Fugen kontrapunktische Mandalas macht - man stellt sich die Pianistin beim Spiel irgendwie mit geschlossenen Augen und leicht zur Seite geneigtem Kopf vor - sehr konzentriert und dicht. So musiziert Crossland im Bewusstsein um jeden einzelnen Ton und zugleich herrlich entspannt und anmutig, formuliert dabei manche Phrase geradezu zärtlich aus. Als Hörer lauscht man glücklich und ist nicht selten zu Tränen gerührt: So schön klingt Bach. (Noch) ein Geheimtipp!



Georg Henkel

Trackliste

CD 1 Nr. 1-13 79:47
CD 2 Nr. 14-24 75:07

Besetzung

Jill Crossland: Klavier
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger