····· Neues Solo-Album von David Gilmour im September ····· Evildead-Album wird mit einer ersten Single angekündigt ····· Alles ist =1 meinen Deep Purple auf ihrem kommenden Album ····· Sense of Fear, Heavy-Metal-Band aus Griechenland, veröffentlicht neue Single ····· Status Quo-Sommer-Tour in Deutschland ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Rameau, J.-Ph. (Christie u. a / Moritz)

Motette «In Convertendo» / Kammermusik / Dokumentation


Info

Musikrichtung: Geistliche Musik Barock Dokumentation

VÖ: 24.07.2006

Opus Arte / Naxos CD (DVD 2005) / Best. Nr. OA 0956 D

Gesamtspielzeit: 96:59

DIE WAHRHEIT ÜBER RAMEAU

Die Programmleitung von Opus Arte hat offenbar ein Faible für Jean-Philippe Rameau. Gleich drei mustergültige DVD-Produktionen großer Bühnenwerke finden sich im Katalog: Les Indes Galantes, Les Boreades und Les Paladins (s. MAS-Reviewarchiv). In allen Fällen sind die Interpreten William Christie und sein Ensemble Les Arts Florissants. Außerdem gibt es zu jeder Produktion eine rund einstündige Dokumentation von Reiner E. Moritz, in der vor allem die Künstler zu Wort kommen.

Dieses erfolgreiche Tandem bestreitet auch im Wesentlichen das Programm der neuesten Rameau-DVD, die unter dem Titel In Convertendo veröffentlich wurde. Diesmal wird von LAF allerdings kein Bühnenwerk, sondern ein prächtiges Grand Motet in der repräsentativen Kulisse des Pariser Invalidendoms dargeboten. Das frühe, in späteren Jahren noch einmal überarbeitete Werk zeigt den Komponisten in voller Meisterschaft. Auch weil die Interpretation wieder so vorzüglich geraten ist, hätte man sich gerne noch weitere der insgesamt vier erhaltenen geistlichen Werke Rameaus angeschaut bzw. angehört. (Christie hat übrigens drei Motetten Anfang der 1990er Jahre für Erato (Warner Classics) auf dem gleichen hohen Niveau eingespielt.)
Stattdessen gibt es noch drei Pièces de Clavecin en concert, Kammermusik für Cembalo und zwei oder drei weitere Instrumente, die Rameau auch als Meister des Charakterstücks zeigen.

The real Rameau von Moritz lässt Musiker - William Christie vor allem -, die Musikwissenschaftlerin Sylvie Bouissou und diverse Regisseure zu Wort kommen. Leitmotivisch sind Abschnitte aus Denis Diderots musikphilosophischen „Abgesang“ auf Rameau, Rameaus Neffe, eingeschaltet. Wegen des O-Tons aus dem 18. Jahrhundert ist dieses von Goethe übersetzte Pamphlet, dass sich rhetorisch geschickt zwischen echter Bewunderung und ironischer Distanzierung bewegt, ein besonders reizvoller Beitrag.
Dass der unter den Zeitgenossen immer auch umstrittene Komponist Rameau auch als Theoretiker und Autor zahlreicher voluminöser Musiktraktate hervorgetreten ist, dürfte nicht allgemein bekannt sein. Gegen Ende seines Lebens hat er sich mit seinen gewagten Thesen immer mehr isoliert: Die Musik sei die Grundlage auch für die Naturwissenschaften und die Mathematik! Mit seiner musikalischen „Weltformel“ stand der Musiker in einer altehrwürdigen Tradition, die bis in die Antike zurückreicht. Doch die aufgeklärten Philosophen konnten eine solche Universal-Theorie unter dem Primat der Musik nicht akzeptieren. Rameau wurde scharf attackiert.

Moritz’ Porträt vermittelt all diese Fakten kenntnisreich und interessant, setzt aber einen Zuschauer voraus, der die Musik Rameaus und einige historische Zusammenhänge kennt. Musikbeispiele fanden wohl auch aus Zeitgründen eher sparsam Verwendung, die meisten stammen wie einige der Künstler-Kommentare aus den erwähnten Produktionen von Opus Arte.



Georg Henkel

Trackliste

1In Convertendo23:58
2La Timide6:00
3La Poplinière4:59
4La Rameau4:26
5Dokumentation «The Real Rameau»57:36

Besetzung

Solisten, Chor und Orchster Les Arts Florissants
Ltg. William Christie

Regie TV: Thomas Grimm
Regie Dokumentation: Reiner E. Moritz
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger