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Carissimi, G. (Katschner)

Jonas – Judicum Extremum – Dixit Dominus - Magnificat

Info Musikrichtung: Barock Oratorium VÖ: 01.09.2006 Coviello Classics / Note 1 SACD hybrid (AD 2005) / Best. Nr. 20602 Gesamtspielzeit: 62:18

Beim Hallenser Händel-Festival 2005 gaben die Capella Angelica und die Lautten Compagney ein Konzert mit zwei Oratorien und zwei Motetten des römischen Komponisten Giacomo Carissimi. Die großräumige, etwas diffuse Akustik des Dom zu Halle sorgt zusammen mit der mehrfachen Besetzung der Einzelstimmen im "Chor" und der Verwendung von Trompeten statt der ansonsten üblichen Zinken für ein fast schon sinfonisches Klangbild. Kontrapunkt zu dieser klanglichen Opulenz ist die ungemein lebendige und temperamentvolle Interpretation der Ensembles. Die zügigen, im Falle des Judicum Extremum geradezu eruptiven Tempi sorgen für eine packende theatralische Wirkung. Durch die kluge Disposition von solistischen und Tutti-Abschnitten werden die dynamischen Kontraste voll ausgereizt. Es fällt nicht schwer, sich beim Hören die himmelstürmenden illusionistischen Deckengemälde barocker Kirchen mit ihren spektakulären Licht-Schatten-Wirkungen und dem ekstatischen Getümmel der Engel und Heiligen vorzustellen. So bewirkt die Musik noch heute jene kathartische Wirkung, die man sich schon im 17. Jahrhundert von den Inszenierungen religiöser Themen versprach. Auch eher betrachtende Texte wie der Psalm Dixit Dominus oder das Magnificat geraten den Interpreten zu spannungsvollen geistlichen Minidramen, bei der das lyrische Ich - die betende Seele - alle Stadien von der inbrünstigen Kontemplation bis zum heftigen Affekt durchlebt. Aufgrund der Live-Bedingungen muss man einige kleine Wackler und nicht ganz saubere Töne der Naturtrompeten in Kauf nehmen. Angesichts der Gesamtwirkung fällt dies aber nicht sonderlich ins Gewicht.

Georg Henkel